Beschreibung des Aquariums
Besonderheiten:
Das Aquarium steht auf einem selbstgemauerten Unterbau aus Ytong, dieser ist verputzt und gekalkt. Der Unterbau fügt sich nahtlos in die restliche gemauerte Küche ein. Ziel war es, das Becken mit der Küche zu verbinden, es nicht als separates Möbelstück zu sehen, sondern es mit dem Interieur zu verbinden.
Aquarien in dieser Grö??e sind immer Sonderanfertigungen. Leider gab es Probleme einen geeigneten Aquarienbauer zu finden. Durch den speziellen Standort (integriert in die Arbeitsplatte) musste es zudem vor Ort geklebt werden. So entschlossen wir uns, beim Glaser Scheiben zu bestellen und zum ersten Mal ein Becken selbst zu kleben. Zur Sicherheit belie??en wir den alten Bodenablauf der Küche - das Haus war zuvor ein Gasthaus und die Küche vor unserer Komplettsanierung eine Art Industrieküche - zu belassen. So würden wenigstens die Zwischenböden (Fachwerkhaus) nicht geflutet werden, sollte es Undichtigkeiten geben. Das Becken ist natürlich dicht.
Es ist statisch an einer tragenden Innenwand positioniert, direkt auf einem tragenden Balken. Bei 840 Liter Fassungsvermögen, Sand und Hardscape durchaus ein Punkt, den man beachten sollte. Im EG direkt unter dem Küchenstockwerk am Beckenstandort befindet sich die Waschküche. Hier wurde nachträglich ein stabilisierender Balken für den tragenden Bodenbalken eingebracht. Er stabilisiert diesen zusätzlich und nimmt ein wenig die Last. Interessanterweise hat dieser Stützbalken manchmal Gewicht. Manchmal lässt er sich aber auch mit dem Fu?? lose verschieben. Ich denke, es liegt an der Luftfeuchtigkeit. Holz arbeitet und so ergeben sich die Lastunterschiede.
Dekoration
Bodengrund:
Als Nährboden ist Muttererde eingebracht, die oberste Schicht ist Quarzsand/Kies sowie Lavasteine.
Ich experimentierte schon mit diversen Bodengründen und habe mit Quarzsand bis jetzt die besten Ergebnisse gehabt. Zum einen ist er schön dich, so dass sich die Mulmschicht auf der Oberfläche absetzt und gut abgesaugt werden kann. Die Tiere im Becken arbeiten diesen Mulm dann auch in den Boden ein, so dass die wurzelzehrenden Pflanzen auch bei längeren Standzeiten gut versorgt sind. Natürlich entwickelt der sehr dichte Boden auf lange Zeit hin eine eigene Bodenbiologie, die mit offenen und losen grobkiesigen Böden in dieser Form nicht gegeben ist. Wenn ich frühere Aquarien auflöste und ausräumte, war dies durchaus auch durch Geruch bemerkbar: Anaerobe Zonen riechen entsprechend. Da diese Zonen aber erst in tieferen Schichten des Bodengrunds vorkommen und nicht sich mit dem Wasser vermengen, ist eine anaerobe Bodenzone kein Widerspruch zu klarem Wasser von höchster Qualität. Natürlich sollte man davon absehen, gro??e Umgrabearbeiten im Becken zu erledigen, da bei einer Verletzung der obersten, noch mit Sauerstoff versetzten Bodenschicht (ca. 1-1, 5 cm) zur Folge hat: Gase und Schmutz aus tieferen Zonen vermischen sich dann mit dem Wasser - je nach Tierbesatz kann das tragische Folgen haben.
Die Pflanzenwurzeln sind durchgängig sehr gesund, gehen in die Tiefe und scheinen diesen recht natürlichen Aufbau zu mögen.
In früheren Becken wählte ich auch einmal Granatsand aufgrund der dunklen Farbe. Da Quarzsand zu beginn sehr hell ist, erscheint der im Becken fast bräunlich wirkende Granatsand fast natürlicher. Dies ist ein Strahlmittel der Industrie, chemisch absolut neutral und stabil. Verändert nicht die Wasserchemie. Vorsicht ist beim Einbringen ins Becken geboten: Granat ist sehr hart und verkratzt unglaublich effizient die Scheibe. Leider ist Granat zudem auch sehr schwer. Dies hatte zur Folge, dass die Pflanzen nicht sehr gut wuchsen. Ich vermute, durch die sehr hohe Dichte des Bodengrunds konnte die Bodenchemie nicht adaequat aufgebaut werden.
Quarzsand "verschmutzt" ein wenig, ist er länger in einem Becken mit Mulm. Und so gleicht sich die anfänglich sehr wei??e Farbe mit der Zeit auch etwas an und wird natürlich brauner.
Aquarienpflanzen:
Die ursprüngliche Bepflanzung war sehr dicht und verdunkelte das Aquarium sehr. Er bestand aus gro??en und kleinen Anubias, ergänzt durch Wassernabel, Vallisnerien, Lotus und emers Philodendron. Der Besatz war darin kaum zu sehen und suchte fast ausschlie??lich die Deckung unter den gro??blättrigen Pflanzen im Schatten. Das Becken lief so auch mehrere Jahre stabil und die Fische, die man sah, sahen auch gesund aus.
Als ich dann einige Unterwasservideos zum Inle-See gefunden habe und dort die cruciatus im Freiwasser in ihrem Habitat beobachten konnte (keine Bepflanzung, gro??e Schwärme junger Tiere, Kleinstlebewesen und Mulmpartikel im Freiwasser, Strömung), plante ich eine Umstrukturierung. Nicht weil ich den Eindruck hatte, dass die Bepflanzung nicht artgerecht sei - im Gegenteil - , sondern weil ich wissen wollte, wie sich eine Veränderung auf das Verhalten auswirkt.
Da Pflanzen einen wichtigen Teil der Nährstoffregulation übernehmen und auch für Rückzugsorte sorgen, wollte ich natürlich nicht darauf verzichten. Die Habitatvideos stellen ja auch nur einen kleinen Ausschnitt dar. Und natürlich wäre eine absolute Nachbildung des Habitats im Aquarium auch wenig dekorativ: Die Videos zeigten Freiwasser, vereinzelt Stengelpflanzen und viel Mulm. Bilder vom Inle-See zeigen aber auch dicht bewachsene Zonen mit z.B. Seerosen.
Mein Ziel ist also, eine feingliedrigere Bepflanzung anzubieten, die viel Licht durch lässt und für einen lockeren Aufbau sorgt.
Allerdings musste ich hier einige Kompromisse eingehen. Der Tigerlotus dient als aquarientauglicher Ersatz für Lotuspflanzen aus dem asiatischen Raum, die Restbepflanzung ist aus dem gro??flächigen asiatische Raum zusammengetragen.
Stängelpflanzen/Grasartige:
Vallisneria nana
Vallisneria gigantea
Murdannia Keisak
andere:
Nymphaea lotus (rot und grün)
Nymphoides hydrophylla "Taiwan"
diverse Cryptocoryne-Arten
Aufsitzer:
Microsorum pteropus
Microsorum pteropus "Windeløv"
Microsorum pteropus "Trident"
Moose:
Taxiphyllum spec. Flame
Vesicularia montagnei
Schwimmpflanzen/emers:
Hygrophila corymbosa
Hydroryza aristata
Weitere Einrichtung:
Rückwand und Terrassierungen sind aus Ziegelsteinen/Backsteinen gestaltet.
Diverse Holzarten, darunter sehr gro??es Moorkienholz (alt und gewässert, hat keinen Einfluss mehr auf das Wasser), aber auch einheimische Hölzer wie Apfelbaum, Buche, Eiche, Hainbuche.
Aquarien-Technik
Beleuchtung:
2x EHEIM powerLED+ fresh daylight (953 mm pro Lampe)
Filtertechnik:
Eheim 2080 Professionel 3
Ursprünglich war das Becken mit einem HMF geplant. Da ich bei 200 Litern auch gute Erfahrungen mit "techniklos", also nur über Umwälzung betrieben Becken ohne Filter sehr positive Erfahrungen sammeln durfte, habe ich es versuchsweise auch hier zwei Jahre betrieben. Bis mir der Geduldsfaden riss. Denn in diesem Becken funktionierte weder HMF noch reine Umwälzung. Jedes Becken ist anders... Vielleicht lag es hier an der Tiefe/Höhe und an den massiven Terrassierungen: Meine Vermutung: die Umwälzung war nicht gleichmä??ig/stark genug, dass effektive Filterung im ganzen Becken stattfinden konnte. Mit dem jetzt installierten Au??enfilter kann dies kompensiert werden. Dieser ist seit zwei Jahren in Betrieb, musste noch nie gereinigt werden (ja, ich habe schon mal nachgesehen). Die Probleme sind weg, die Filterung ist stabil.
Weitere Technik:
2x Heizer (insgesamt 400 Watt).
Drei Söchting-Oxydatoren sorgen für eine gute Sauerstoff-Vetrsorgung.
Normalerweise bin ich ein Minimalismus-Fan. Und ja, ich habe auch schon komplett techniklose Aquarien gefahren. Hier kristallisierten sich aufgrund der Tiefe des Beckens Hürden heraus, die nicht anders gelöst werden konnten: Das Becken ist 70 cm hoch und muss auch am Boden mit Sauerstoff versorgt werden. Es stellte sich bei dieser Höhe schon fast eine natürliche Beckenzonenunterteilung ein, Stichwort anaerobe Zone am Boden. Natürlich möchte ich - trotz der Faszination für natürliche Vorgänge - diese nicht in letzter Konsequenz im Becken haben. Geht auch gar nicht, denn ein Aquarium ist stets nur ein Ausschnitt aus der Natur. Die allumfassenden natürlichen Prozesse, die in ein gro??es ??kosystem eingebunden sind, fehlt hier. Das wäre ja so, als würde man Erkenntnisse über die Wurstscheibe auf das Tier übertragen.
Sprich: Auf anaerobe Prozesse in der unteren Wasserzone, Verschlammung etc kann ich im Aquarium sehr gut verzichten.
Mit den Oxidatoren kann ich eine optimale Sauerstoffversorgung speziell in diesem Becken gewährleisten. Einen Rückgang der sehr hartnäckigen Blaualgen konnte ich auch beobachten. Die Pflanzengesundheit steigerte sich.
Besatz
Yunnanilus cruciatus (mind. 30 Fische)
begonnen hat es mit 9 Schmerlen dieser Art in einem 360er-Becken 2012 oder 201. 4 Jahre später waren aus 9 Shcmerlen unzählige geworden. So recht zählen konnte man sie nicht mehr und ich war überrascht. Denn ich hatte keine Ahnung, wie viele in dem 360er waren. Wir zogen um in ein eigenes Haus, in dem ich mir den Traum einer Aquarienanfertigung mit 900 Liter wahr machte. So mussten die Fische aus dem alten Becken raus und ich war sehr erstaunt, wieviele Schmerlengenerationen mittlerweile bei mir wohnten.
Ich liebe diese lustigen Gesellen, sehe es aber sehr kritisch, dass diese Tiere oft für 40 Liter empfohlen werden.
Zwar sind die Alttiere sehr ruhig und leben oft versteckt, wenn aber mal der Teufel mit den Tierchen durchgeht, dann flitzen sie nur so durch das Becken. Sie sind im Alter sehr ortstreu und "wohnen" gern unter den individuellen Lieblingsblättern. Gro??e Freude kann man ihnen mit Garnelenröhren machen. Die Weibchen erscheinen mit scheuer und ruhiger als die Männchen, die man auch ausgewachsen öfters noch die Becken erkunden sieht - durchaus auch in einer Kleingruppe.
Die Schmerlen sind unglaublich gesellig, hängen gern in kleinen Gruppen zusammen herum, schubsen sich, pöbeln etwas - aber alles in allem sehr friedlich und
Bei mir sind sie in mittlerer und unterer Beckenposition zu finden. Dadurch, dass sie in einem so gro??en Beckens und, sind die Fische scheuer geworden. Oft muss man sehr bewusst und ruhig beobachten, dass man die Fische sieht.
Yunnanilus brevis (mind. 20 Fische)
Im Verhalten ganz wie ihre gestreiften Verwandten. Allerdings wird diese Schmerlenart fast doppelt so gro??. Die Männchen haben die Grö??e von den cruciatus-Weibchen, die brevis-Weibchen dagegen sind chte Wuchtbrummen.
Beide Schmerlenarten bilden gemischte Gruppen. Eine Kreuzung konnte ich noch nicht beobachten. Vermutlich ist da der Grö??enunterschied hinderlich.
Celestichtys erythromicron (unbekannte Anzahl)
Update zu den Querstreifenbärblingen:
Die Veränderung der Bepflanzung hin zu feingliedrigeren Pflanzen und mehr Grasartigen hat eine Veränderung des Verhaltens mit sich gebracht: Die Fische zeigen sich im Licht, halten sich gern im freien Wasser auf und zeigen wunderschöne Farben. Sie sind nicht die mutigsten und frechsten Fische, brauchen etwas den Rückhalt der Schmerlen, aber von der ursprünglichen Scheu ist nichts mehr zu sehen.
Einzelne Männchen jagen sich durch das Becken und verteidigen ihre Reviere, die kleinen Fische nutzen wirklich das gesamte riesige Becken und sind überall in Kleingruppen von 3-6 Fischen zu sehen.
Mit der Verhaltensänderung der Fische sehe ich es etwas kritisch, sie in kleinen Aquarien zu halten. Es ist unglaublich, mit welcher Geschwindigkeit die Männchen aus dem Stand heraus beschleunigen können und wie sie durch das Becken schie??en. Es genügt hier nicht, den Konkurrenten ins nächste Moospolster zu jagen. Die Jagd kann schon einmal über die gesamte Kantenlänge gehen. Es bleibt aber beim Hinterherschwimmen - alles in allem also friedlich.
Toll, wie die Fische sich entwickeln und toll, was eine Bepflanzungsveränderung so bewirken kann. Ein Fisch, der definitiv die Sonne braucht.
Ein sehr scheuer Fisch. Wenn das Plfanzendickicht zu dicht wird, sieht man ihn kaum. Jetzt, nach der Umstrukturierung mit mehr grasartigen Pflanzen und weniger dunklen Gebüschen, nutzt er vermehrt den Freiraum - auch den gut ausgeleuchteten. Tritt man jedoch ans Becken, huscht er schnell wieder in den schützenden Pflanzenwald. Er scheint schüchtern zu sein.
Wasserwerte
PH 7, 5
GH 16
Futter
Lebendfutter:
- Rote Mückenlarven
- wei??e Mückenlarven
- Glanzwürmer
- Tubifex
- Artemia (gelegentlich)
Trockenfutter:
- Sera Vipagran Baby (selten)
Sonstiges
Ach, ich könnte bei diesem Becken so viel erzählen... Ich habe Aquarien seit 2012, von 30 Liter bis hin zu 360 Liter war alles dabei. Dieses ist nun mein grö??tes. Mit Aquarien der mittleren Grö??e (200-360l) hatte ich bis jetzt am wenigsten Probleme. Und obwohl man sagt "Je grö??er, desto stabiler" - dieses Becken hat bei mir schon zu Achterbahngefühlen geführt. Ehemals war es sehr gemischt in der Bepflanzung, Stück für Stück wurde es auf asiatishe Pflanzen umgestellt. Ich hatte eine massive Kieselalgenplage, massive Probleme mit biogenen Entkalkung. Blaualgen haben wir auch schon durchgestanden. Besonders die ersten zwei/drei Jahre waren mit diesem Becken ein Auf und Ab. Der Eintrag des Mutterbodens war ein Experiment (ja, man hätte zuerst eine Probe in einem kleinen Becken machen können, bevor man gleich mit 900l durchstartet - aber so ist es eben, wenn man mit dem Kopf durch die Wand will...). Eventuell sorgte dies für Startschwierigkeiten im ersten Jahr.
Seit 2020 bin ich sehr zufrieden mit der Entwicklung und auch mit den mittlerweile sehr stabilen Prozessen.
Infos zu den Updates
Irgendwie klappt es nicht mit dem Video-Upload... Dateien sind unter 100 MB gro?? und im MP4-Format. Beim Feld "Datei auswählen" wird die Datei nicht einmal angenommen. Was mache ich falsch?
10.2.22
teilweise Textüberarbeitung
neues Hauptbild
5.3.22
Neues Hauptbild, Textergänzung zum Querstreifenbärbling: Verhaltensänderung
Neue Pflanzenbilder
7.2.22
Fotos von Besatz und Pflanzen ergänzt.
6.2.22
Bilder vom Beckenbau 2015/16 aktualisiert. Kleiner Einblick, wie das so war auf der Baustelle. Leider habe ich keine Fotos mehr vom Beckenkleben an sich. Die Fotos haben Freund*innen und Familie gemacht und waren eher eine Dokumentation der Baustelle - nicht des Aquarienaufbaus (sind keine Aquarianer*innen). Aber man bekommt wenigstens einen kleinen Einblick aus dieser Zeit.
User-Kommentare
Hallo Lina
Du hast meinen Traum wahr gemacht, ein richtig gro?es Becken mit relativ kleinen Fischen darin.
Die Küche wäre bei uns die einzige Möglichkeit, etwas auch nur annähernd ähnliches zu relalisieren. Ich hab mich bisher aber nicht getraut, von wegen eventueller Fettablagerungen oder sonstiger Ausdünstungen durch kochen und backen, gerade bei einem offenen Becken. Ich hatte mal zwei kleine Kampffischbecken in der Küche, was bei Luftatmern keine wirklich gute Idee war. Da Dein Becken schon seit so vielen Jahren läuft, scheint es da ja aber keine Auswirkungen zu geben, oder hast Du irgendwelche negativenBeobachtungen gemacht?
Wünsche Dir weiterhin viel Spa? mit dem Becken und seinen Bewohnern.
VG, Ina
Hi Lina,
ich sehe gerade, dass das Becken seit 6 Jahren in Betrieb und stabil läuft. Einfach toll auch die Zwergschmerlen-Art gefällt mir sehr gut. Vielleicht hast du ja noch ein paar mehr Bilder von der Entwicklung des Beckens von Anfang bis heute. Wär sehr interessant zu sehen.
Grüsse
Wolle
Hallo,
herzlich willkommen hier bei uns auf EB!
Sehr gelungene Bepflanzung und dass du dich beim Besatz auf nur 3 Arten beschränkst, hat sicher seinen ganz eigenen Reiz. Gefällt mir sehr gut.
Grü?e, Tom.