Schlangenarten in Deutschland: Vielfalt, Lebensräume und Besonderheiten
In Deutschland gibt es sieben verschiedene Schlangenarten, darunter auch die Blindschleiche, die trotz ihres Namens biologisch zu den Echsen zählt. Diese Reptilien sind wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems, haben aber durch Zerstörung ihrer Lebensräume und Vorurteile oft einen schweren Stand.
Die Ringelnatter (Natrix natrix)
Aussehen:
Die Ringelnatter ist mit einer Länge von bis zu 1,50 Metern die größte heimische Schlangenart. Ihr Körper ist olivgrün bis graubraun gefärbt, mit schwarzen Flecken an den Flanken. Besonders charakteristisch sind die gelb-weißen Halbmondflecken im Nacken, die oft von schwarzen Flecken umrahmt sind.
Lebensraum:
Ringelnattern bevorzugen feuchte Lebensräume wie Teiche, Seen, Flussufer und Sümpfe. Sie sind ausgezeichnete Schwimmer und ernähren sich hauptsächlich von Amphibien wie Fröschen und Kröten. In naturnahen Gärten mit Teich und dichter Vegetation fühlen sie sich ebenfalls wohl.
Häufigkeit:
Die Ringelnatter ist die häufigste Schlangenart in Deutschland. Dennoch sind ihre Bestände durch Lebensraumverlust und Straßenverkehr bedroht.
Giftigkeit:
Ringelnattern sind ungiftig und für den Menschen vollkommen ungefährlich. Bei Bedrohung geben sie ein stinkendes Sekret ab oder stellen sich tot. In seltenen Fällen beißen sie, jedoch nur, wenn sie keinen anderen Ausweg mehr sehen. Ihr Biss ist zwar schmerzhaft, aber nicht gefährlich.
Die Schlingnatter (Coronella austriaca)
Aussehen:
Die Schlingnatter ist eine eher kleine Schlange und erreicht eine Länge von bis zu 80 Zentimetern. Ihre Grundfarbe variiert von graubraun bis kupferfarben, oft mit dunklen Längsbändern oder einer Reihe von Flecken auf dem Rücken. Ihr Kopf ist deutlich vom Körper abgesetzt und weist eine typische „Heringsgrätenzeichnung“ auf.
Lebensraum:
Schlingnattern bevorzugen trockene und warme Habitate wie sonnige Waldränder, Heideflächen, Bahndämme und Steinbrüche. Auch in naturnahen Gärten mit Steinmauern und trockenen Rückzugsmöglichkeiten können sie vorkommen.
Häufigkeit:
Die Schlingnatter ist in Deutschland weit verbreitet, aber selten und oft schwer zu beobachten. Ihre Bestände gelten als stabil, sie sind jedoch regional gefährdet.
Giftigkeit:
Die Schlingnatter ist ungiftig und harmlos. Sie ernährt sich vor allem von Eidechsen, Kleinsäugern und jungen Vögeln.
Die Äskulapnatter (Zamenis longissimus)
Aussehen:
Die Äskulapnatter ist die längste Schlangenart Deutschlands und kann bis zu 1,60 Meter lang werden. Sie ist schlank und hat eine einheitlich olivbraune bis gelblich-grüne Färbung ohne auffällige Muster. Jungtiere sind auffälliger gemustert.
Lebensraum:
Diese wärmeliebende Art bevorzugt trockene, sonnige und strukturreiche Habitate wie Waldränder, Weinberge und felsige Gebiete. Alte Mauern und Holzstapel werden ebenfalls gerne genutzt.
Häufigkeit:
Die Äskulapnatter kommt in Deutschland nur in wenigen isolierten Populationen vor, insbesondere im Südwesten und Süden (z. B. im Taunus und Odenwald). Sie ist selten und stark gefährdet.
Giftigkeit:
Die Äskulapnatter ist ungiftig und harmlos. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Kleinsäugern und Jungvögeln.
Kreuzotter (Vipera berus)
Aussehen:
Die Kreuzotter ist leicht an ihrem markanten Zickzackband auf dem Rücken zu erkennen. Ihre Grundfarbe variiert von grau, braun bis rötlich. Es gibt auch komplett schwarze Exemplare (sogenannte Höllenottern). Die Kreuzotter ist meist zwischen 60 und 80 Zentimeter lang.
Lebensraum:
Kreuzottern bewohnen unterschiedliche Lebensräume, bevorzugen jedoch offene, feuchte Gebiete wie Moore, Heiden, Waldränder und Bergwiesen. In alpinen Regionen sind sie bis über 2.000 Meter Höhe anzutreffen.
Häufigkeit:
Die Kreuzotter ist in Deutschland die am weitesten verbreitete Giftschlange, jedoch nicht häufig. Ihre Bestände sind durch Lebensraumverlust stark rückläufig, weshalb sie in vielen Regionen bedroht ist.
Giftigkeit:
Die Kreuzotter ist die einzige in Deutschland weit verbreitete Giftschlange. Ihr Biss ist für den Menschen jedoch selten gefährlich, da sie wenig Gift injiziert. Bei einem Biss ist dennoch ärztliche Hilfe ratsam, besonders für Kinder, ältere Menschen oder Allergiker*innen.
Die Aspisviper (Vipera aspis)
Aussehen:
Die Aspisviper erreicht eine Länge von etwa 60 bis 90 Zentimetern. Sie ist oft grau, braun oder rötlich gefärbt und besitzt ein dunkles Flecken- oder Zickzackmuster auf dem Rücken. Ihr Kopf ist breit und dreieckig mit einem leicht aufgestellten Nasenschild.
Lebensraum:
Die Aspisviper bevorzugt trockene, warme und felsige Lebensräume wie Weinberge, Waldränder und steinige Hänge. Sie ist in Deutschland nur in sehr begrenzten Gebieten in Südbaden und im Hegau zu finden.
Häufigkeit:
Die Aspisviper ist in Deutschland äußerst selten und stark gefährdet. Ihre Bestände sind stark isoliert und sehr klein.
Giftigkeit:
Die Aspisviper ist giftig, jedoch kommt es nur sehr selten zu Bissen, da sie scheu ist und Menschen aus dem Weg geht. Ein Biss ist selten lebensgefährlich, aber ein Arztbesuch ist in jedem Fall erforderlich.
Keine Schlange: Die Blindschleiche (Anguis fragilis)
Aussehen:
Die Blindschleiche sieht aus wie eine kleine Schlange, ist aber eine beinlose Eidechse. Sie wird bis zu 50 Zentimeter lang und hat eine glänzende, bräunlich-graue Haut. Besonders auffällig ist die glatte, glänzende Schuppenoberfläche. Blindschleichen können ihren Schwanz abwerfen, wenn sie sich bedroht fühlen.
Lebensraum:
Blindschleichen bevorzugen feuchte, strukturreiche Lebensräume wie Waldränder, Gärten, Wiesen und Hecken. Sie verstecken sich gerne unter Steinen, Totholz oder in dichtem Gestrüpp.
Häufigkeit:
Die Blindschleiche ist in Deutschland weit verbreitet und in geeigneten Lebensräumen relativ häufig anzutreffen. Ihre Bestände gelten als stabil.
Giftigkeit:
Blindschleichen sind ungiftig und völlig harmlos. Sie ernähren sich vorwiegend von Schnecken, Würmern und kleinen Insekten.
Fazit:
In Deutschland gibt es nur zwei giftige Schlangenarten: die Kreuzotter und die Aspisviper. Beide sind jedoch sehr scheu und beißen nur in äußerster Not. Ringelnattern, Schlingnattern, Würfelnattern, Äskulapnattern und Blindschleichen sind ungiftig und harmlos. Alle heimischen Schlangenarten stehen unter Naturschutz und dürfen weder gefangen, getötet noch ihre Lebensräume zerstört werden. Durch den Verlust ihrer natürlichen Habitate sind viele dieser Arten bedroht. Naturnahe Gärten mit vielfältigen Versteckmöglichkeiten und wenig Störungen können wichtige Rückzugsorte bieten und dazu beitragen, diese faszinierenden Tiere zu schützen und zu erhalten.