Anguis fragilis im Garten
Einrichtungsbeispiele mit Blindschleichen
Wissenswertes zu Anguis fragilis
Die Blindschleiche (Anguis fragilis) gehört zur Familie der Schleichen (Anguidae) und ist, trotz ihres schlangenähnlichen Aussehens, eine beinlose Eidechse. In Europa ist sie eine der wenigen Vertreterinnen dieser Familie. Ihre Anpassungsfähigkeit und ihr verborgenes Leben machen sie zu einer weit verbreiteten, aber selten gesehenen Art in vielen Regionen.
Herkunft und Lebensraum
Die Blindschleiche ist in ganz Europa, von der Iberischen Halbinsel bis nach Westasien, beheimatet. Sie bevorzugt Lebensräume mit reichhaltiger Vegetation, wie Waldränder, Wiesen, Gärten, Hecken und feuchte Wälder. Besonders häufig ist sie in naturnahen Gärten zu finden, wo sie Schutz unter Steinen, Laub oder in dichten Büschen sucht. Durch die zunehmende Urbanisierung und den Verlust natürlicher Lebensräume sind Blindschleichen verstärkt auf strukturreiche Gärten angewiesen, die ihnen Versteckmöglichkeiten und Nahrung bieten.
Aussehen
Die Blindschleiche erreicht eine Länge von 30 bis 50 Zentimetern, wobei ihr Schwanz etwa die Hälfte der Körperlänge ausmacht. Ihr glatter, glänzender Körper variiert in der Farbe von Braun- und Grautönen bis hin zu leicht metallisch wirkenden Schattierungen. Weibchen besitzen oft dunklere Seitenstreifen, während Männchen und Jungtiere eher einheitlich gefärbt sind. Jungtiere sind zunächst silbrig-grau und oft mit einer schwarzen Rückenlinie versehen. Ihr glattes, schuppenlos wirkendes Äußeres verleiht ihnen ein schlangenähnliches Erscheinungsbild, was zu Verwechslungen führen kann.
Verhalten und Ernährung
Blindschleichen sind dämmerungs- und nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich in dichten Bodendeckern oder unter Steinen und Laubhaufen. Sie ernähren sich hauptsächlich von Nacktschnecken, Würmern, Insekten und Spinnen, die sie mit ihrem guten Geruchssinn aufspüren. Anders als Schlangen können Blindschleichen ihre Beute nicht im Ganzen verschlingen; sie beißen sie in kleinen Stücken ab. Durch ihre Vorliebe für Schnecken sind sie nützliche Helfer im Garten, da sie dazu beitragen, Schneckenpopulationen in Schach zu halten.
Fortpflanzung
Die Paarungszeit der Anguis fragilis beginnt im späten Frühjahr. Nach einer Tragzeit von etwa drei Monaten bringt das Weibchen lebende Jungtiere zur Welt, meist fünf bis zwölf pro Wurf. Diese sind bei der Geburt etwa vier Zentimeter lang, bereits vollständig entwickelt und selbstständig. Die Jungtiere bleiben in der Nähe der Mutter, bis sie eigenständig überleben können. Ihre Lebensdauer kann in freier Wildbahn bis zu 30 Jahre betragen, was sie zu einem der langlebigsten Reptilien Europas macht.
Bedeutung im Garten
Blindschleichen sind wertvolle Verbündete im naturnahen Gartenbau. Sie ernähren sich von Schädlingen wie Nacktschnecken und Insektenlarven und tragen so zur biologischen Schädlingsbekämpfung bei. Ein Garten, der Lebensraum für Blindschleichen bietet, ist meist auch ein guter Lebensraum für viele andere Tierarten, die ebenfalls von strukturreichen Verstecken und einem hohen Nahrungsangebot profitieren. Laub- und Komposthaufen, Steinhaufen, ungemähte Wiesenbereiche und eine vielfältige Pflanzenauswahl bieten ideale Bedingungen. Um Blindschleichen zu fördern, sollte auf den Einsatz von chemischen Schneckenkorn und Pflanzenschutzmitteln verzichtet werden, da diese die Tiere schädigen oder ihre Nahrungsgrundlage verringern können.
Natürliche Feinde
Anguis fragilis haben viele natürliche Feinde, darunter Greifvögel wie Eulen und Bussarde, aber auch Säugetiere wie Füchse, Marder, Igel und sogar Katzen. Junge Blindschleichen sind besonders gefährdet, da sie durch ihre geringe Größe und Unauffälligkeit leichte Beute sind. Ihre Hauptverteidigungsstrategie ist das Verstecken. Bei Gefahr werfen sie ihren Schwanz ab (Autotomie), der sich dann schlängelnd bewegt, um den Angreifer abzulenken. Der Schwanz wächst zwar nach, bleibt aber kürzer und dicker als zuvor.
Bekämpfung und Schutzstatus
In Deutschland steht Anguis fragilis unter Naturschutz. Sie dürfen weder gefangen noch getötet werden. Ihre Lebensräume, insbesondere naturnahe Gärten und Parkanlagen, sollten erhalten und gefördert werden. Gartenbesitzer*innen können viel tun, um Blindschleichen zu schützen, indem sie Verstecke wie Steinhaufen, Totholz und Laubkompost im Garten anbieten. Der Verzicht auf chemische Mittel und das Anlegen von wilden Ecken hilft ebenfalls, die Population zu unterstützen und zu fördern.
Deutsche und alternative Bezeichnungen
Der Name „Blindschleiche“ stammt vom althochdeutschen Wort „blint“, was ursprünglich „blendend“ oder „glänzend“ bedeutet und auf die glänzende Haut der Tiere verweist. Der zweite Teil des Namens, „Schleiche“, beschreibt ihre langsame Fortbewegung. In einigen Regionen werden sie auch als „Haselschlange“ oder „Glitsche“ bezeichnet.