Lichtverschmutzung und Fledermäuse: Wie künstliches Licht die nächtlichen Jäger beeinträchtigt
Fledermäuse gehören zu den faszinierendsten nachtaktiven Tieren, die in vielen Ökosystemen eine Schlüsselrolle als Insektenfresser spielen. In urbanen und suburbanen Lebensräumen sehen sie sich jedoch mit einem zunehmenden Problem konfrontiert: Der Lichtverschmutzung. Während die Beleuchtung nachts für den Menschen oft als Vorteil gilt, um Straßen und Plätze zu erhellen, hat sie tiefgreifende Auswirkungen auf die Natur.
Was ist Lichtverschmutzung?
Lichtverschmutzung bezeichnet die übermäßige oder fehlgeleitete Nutzung von künstlichem Licht, die den natürlichen Hell-Dunkel-Zyklus der Umwelt verändert. Besonders in Städten, aber auch zunehmend in ländlichen Regionen, hat sich die Nacht durch Straßenlaternen, Werbetafeln und Gebäude-Beleuchtung stark aufgehellt. Für viele nachtaktive Tiere bedeutet dies eine gravierende Störung ihres Lebensraumes.
Fledermäuse und ihre Abhängigkeit von der Dunkelheit
Fledermäuse haben sich im Laufe der Evolution optimal an das Leben in der Dunkelheit angepasst. Ihr feines Echolot und ihre spezialisierten Jagdstrategien machen sie zu effektiven Jägern, die ihre Beute – meist Insekten – nachts aufspüren. Künstliche Lichtquellen stören jedoch nicht nur ihre Jagd, sondern auch ihren gesamten Lebenszyklus.
Besonders lichtempfindliche Arten wie das Braune Langohr (Plecotus auritus) oder die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) meiden beleuchtete Gebiete und verkleinern dadurch unwillentlich ihr Jagdgebiet. Diese Arten sind auf dunkle, ungestörte Lebensräume angewiesen, um effektiv jagen und sich fortpflanzen zu können. Andere Arten, wie die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), die weniger lichtscheu ist, können kurzfristig von der Insektenkonzentration um künstliche Lichtquellen profitieren, aber auch hier gibt es langfristige negative Auswirkungen.
Negative Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf Fledermäuse
Verhaltensänderungen und Barrierenbildung:
Viele Fledermausarten reagieren stark auf künstliche Beleuchtung und meiden erleuchtete Bereiche. Dies führt dazu, dass sie bestimmte Gebiete nicht mehr nutzen können, auch wenn diese ideal für die Jagd oder den Rückzug geeignet wären. Straßenbeleuchtung oder beleuchtete Gebäudefassaden können als unüberwindbare Barrieren wirken und die natürlichen Wanderwege der Fledermäuse blockieren. Dies schränkt ihre Bewegungsmöglichkeiten ein und führt zu einer Fragmentierung ihres Lebensraumes.
Ernährung und Jagdverhalten:
Zwar sammeln sich Insekten häufig in der Nähe von Lichtquellen, was es lichtunempfindlichen Fledermausarten erlaubt, hier leichter Beute zu finden. Doch dieser kurzfristige Vorteil wird durch langfristige Folgen überschattet. Lichtempfindliche Fledermausarten, die die beleuchteten Gebiete meiden, finden in ihren angestammten Jagdgebieten weniger Nahrung, da die Insektenpopulationen dorthin abwandern. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht im Nahrungsangebot, das vor allem die lichtscheuen Arten betrifft.
Verlust von Rückzugsorten:
Fledermäuse benötigen nicht nur für die Jagd dunkle Bedingungen, sondern auch für ihre Ruheplätze und Brutstätten. Künstliches Licht kann in ihre Schlafquartiere, wie Dachböden, Baumhöhlen oder Felsspalten, eindringen und sie stören. Dies führt dazu, dass Fledermäuse ihre Quartiere häufiger wechseln müssen, was ihren Energiehaushalt und ihre Fortpflanzung negativ beeinflusst.
Störung des Hell-Dunkel-Zyklus:
Fledermäuse orientieren sich stark am natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Künstliches Licht kann diesen Rhythmus stören, was zu einem verspäteten Beginn der Jagd führt. Da viele Fledermausarten nur für begrenzte Zeit nachts aktiv sind, kann eine Verzögerung ihres Jagdbeginns dazu führen, dass sie weniger Nahrung aufnehmen.
Profitieren manche Fledermäuse von Lichtquellen?
Es gibt einige Fledermausarten, die sich kurzfristig an beleuchtete Umgebungen anpassen und von der erhöhten Insektenkonzentration profitieren. Besonders die Zwergfledermaus ist dafür bekannt, in städtischen Gebieten unter Straßenlaternen zu jagen. Doch dieser scheinbare Vorteil bringt auch Probleme mit sich. Die Jagd um Lichtquellen herum kann zu einem erhöhten Konkurrenzdruck unter den Fledermäusen führen. Zudem sammeln sich oft nur bestimmte Insektenarten um das Licht, was die Nahrungspalette der Fledermäuse einschränkt. Langfristig trägt Lichtverschmutzung zur Reduktion der Insektenvielfalt bei, was sich negativ auf die gesamte Nahrungskette auswirkt.
Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung
Um den negativen Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf Fledermäuse entgegenzuwirken, gibt es verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können:
- Reduzierung der Beleuchtung
Straßen- und Gebäudebeleuchtung sollte nach Möglichkeit reduziert oder auf ein Minimum beschränkt werden. Besonders in der Nähe von Wäldern, Flüssen und Grünflächen, die wichtige Lebensräume für Fledermäuse darstellen, sollten künstliche Lichtquellen vermieden werden. - Nutzung von Fledermaus-freundlichem Licht
Wenn Beleuchtung notwendig ist, sollten warmweiße oder rötliche Lichtquellen verwendet werden, da diese Wellenlängen für Fledermäuse weniger störend sind. Zudem sollte das Licht möglichst abgeschirmt und nur nach unten gerichtet sein, um die Streustrahlung zu minimieren. - Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder
Eine weitere sinnvolle Maßnahme ist der Einsatz von Zeitschaltuhren oder Bewegungsmeldern, die dafür sorgen, dass Licht nur bei Bedarf eingeschaltet wird und sich automatisch wieder abschaltet. Dies verhindert eine dauerhafte Beleuchtung, die Fledermäuse beeinträchtigen könnte. - Schutz von Fledermausquartieren
Fledermausquartiere sollten nicht direkt angestrahlt werden. Besonders in der Nähe von bekannten Brut- oder Schlafplätzen ist es wichtig, künstliches Licht zu vermeiden, um die Tiere nicht zu stören.
Fazit
Lichtverschmutzung stellt für Fledermäuse eine ernsthafte Bedrohung dar. Obwohl einige Arten kurzfristig von der erhöhten Insektenkonzentration um künstliche Lichtquellen profitieren können, überwiegen die negativen Auswirkungen. Viele Fledermausarten meiden beleuchtete Gebiete, was ihre Jagdgebiete einschränkt und ihren Lebensraum fragmentiert. Um Fledermäuse zu schützen, ist es wichtig, künstliche Beleuchtung auf ein Minimum zu reduzieren und dunkle Rückzugsorte für die nachtaktiven Tiere zu bewahren. Durch gezielte Maßnahmen kann es gelingen, Fledermäusen auch in urbanen Gebieten eine lebenswerte Umgebung zu bieten und gleichzeitig das nächtliche Ökosystem im Gleichgewicht zu halten.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de