Die Community mit 19.496 Usern, die 9.170 Aquarien, 35 Teiche und 64 Terrarien mit 167.655 Bildern und 2.576 Videos vorstellen!
Neu
Login
Wir werden unterstützt von:
07.04.2010 von Kulleraugen-Fan

Allgemeines zu Bakterien und Anderes (Teil drei)

Die Krux mit den Biofilmen

In der Natur gilt fast immer: Gemeinsam sind wir stark. Die Bakterien machen es genauso. Ein einzelnes Bakterium ist leichter zu vernichten als eine Ansammlung von Bakterien.

Die Bakterien haften sich an Oberflächen fest und wirken zusammen (und zwar nicht nur mit Bakterien der eigenen Art, es können auch andere Bakterienarten sein).

Die kleine Kolonie von Bakterien wird durch eine Hülle aus Polysacchariden (Vielfachzucker, also eine Form der Kohlenhydrate) zusammengehalten und wird Biofilm genannt.

Beispiele für Biofilme im Aquarium: Filterschlamm und die berühmt, berüchtigte Kahmhaut.

Welche Vorteile hat nun so ein Biofilm?

Zunächst einmal ist er für die Ernährung der Bakterien sehr günstig.

Die bevorzugten Orte für Biofilme sind Grenzflächen mit Wasserkontakt, also wo z.B. feste Substanz mit Wasser in Berührung kommt. (Im Aquarium ist das z.B. Bodengrund- Wasser). Alle Oberflächen sind negativ geladen. Durch die negative Ladung werden nun erst einmal positive Ionen (das sind z.B. Kationen und organische Stoffe ) an. Diese positiv geladenen Ionen wiederum ziehen ihrerseits negative Ionen an. Oberflächen sind also recht nährstoffreich. Die Bakterien, die sich also an den Oberflächen anhaften, finden deshalb auch bei nährstoffarmen Wasser immer genug Nahrung.

Der zweite Vorteil dieser Biofilme ist, dass die Bakterien vor schneller Vernichtung geschützt sind. Und dieser Vorteil ist natürlich aus unserer menschlichen Sicht sehr negativ. Bakterien in Biofilmen sind vor Chemikalien, Antikörpern und Zellen der Immunabwehr geschützt. Und auch physikalische Verfahren wie UV-Licht kommt an die Bakterien nicht mehr dran. Eine Untersuchung diesbezüglich wurde in der Fachschrift Wasser- und Geotechnologie

1. Jahrgang, Heft 4, 138???150 (2002) vorgestellt. Dort hei??t es zum Schlu??:

Zitat:

Alle diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass atypische sowie fakultativ pathogene atypische Mykobakterien, Legionella spp., Pseudomonas aeruginosa aus ihrem natürlichen Lebensraum Oberflächenwasser in das Trinkwasserverteilungssystem gelangen könnten, obwohl eine Uferfiltration oder eine Desinfektion vorgenommen wurden. Dennoch gibt es keine Anzeichen dafür, dass sie ständig mit hoher Häufigkeit in Trinkwasserbiofilmen vorkommen. Bisher konnten diese Mikroorganismen nur in Biofilmen, nicht aber in der freien Wasserphase mit den genannten Methoden nachgewiesen werden. Dennoch erscheint es möglich, dass trotz einer UV-Desinfektion, die alle Anforderungen für den Einsatz in der Trinkwasseraufbereitung erfüllt, ein Auftreten hygienisch relevanter Bakterien gelegentlich nicht vermieden werden kann.

Biofilme sind kein unorganisierter Bakterienhaufen, sondern sie haben Struktur und Organisation. Zum Beispiel sind Wasserkanäle auch an Stellen mit der dichtesten Bakterienbesiedlung immer vorhanden. Diese Wasserkanäle haben die Aufgabe Nahrung zu den Bakterien hinzubringen und Stoffwechselprodukte abzutransportieren.

Ein Beispiel im Aquarium:

Wer sich entschieden hat, in seinem neuen Becken Torf, Erlenzapfen oder Seemandelbaumblättern einzusetzen fragt sich manchmal ob es sinnvoll ist, dieses schon direkt beim Einfahren ins Becken zu geben.

Die Antwort: Nein, es ist nicht sinnvoll. Begründung: der Aufbau einer funktionierenden Nitrifikationskette wird massiv erschwert. Die ersten zarten Bakterien sind noch nicht in Biofilmen organisiert und werden quasi von den Wirkstoffen der obigen Sachen in der Vermehrung gehemmt oder sogar abgetötet.

Erst wenn sich die Bakterien in Biofilmen organisiert haben (ich warte mindestens 6 Wochen mit der Zugabe von Erlenzapfen und Co), besteht so gut wie keine Gefahr mehr, dass die Wirkstoffe die Bakterien angreifen können.

Aber man muss auch ganz klar sehen, dass in Biofilmen nicht nur unsere Nitrifikationsbakterien leben. Was da sonst noch im Becken wächst? Da wei?? so keiner. Es muss auch nicht alles harmlos sein, was sich da substratgebunden in Biofilmen fröhlich vermehrt.

In einem Fall musste sogar ein Meerwasseraquarianer sein Hobby aufgeben. Er war ständig krank und keiner wusste so richtig warum. Bis jemand auf die Idee kam, sein Meerwasseraquarium zu untersuchen. Der Befund war erschreckend. Das Becken war verseucht mit Vibrionen. Durch die substratgebundene Lebensweise war es schlichtweg unmöglich, die Vibrionen zu eleminieren. Es musste alles vernichtet werden.

Die Methoden, die wir so einsetzen, um den so genannten Keimdruck zu senken (Torf, UVC, etc) sind praktisch nur in der Lage, die freischwimmenden Bakterien einzudämmen. Was sich im Substrat in den Biofilmen abspielt, entzieht sich jeglicher Kontrolle.

Man kann sie praktisch nur mechanisch entfernen (regelmä??ige Filterreinigung, Mulm absaugen, Glasscheiben reinigen, etc). Da sich der Keimdruck ja nicht nur auf das bezieht, was im freien Wasser schwimmt, sondern zum Keimdruck gehört die gesamte Keimflora des Beckens egal wo sie sich befindet, senkt man auch so den Keimdruck.

Jetzt ist es natürlich so, dass sich in den Biofilmen durchaus gewünschte Vorgänge abspielen (nämlich die Nitrifikation) und man durch Entfernen dieser Biofilme auch die gewünschten Vorgänge reduziert.

Es ist eine Gratwanderung und wird immer eine Gratwanderung bleiben und nicht zu vergessen eine Art blindes Herumstochern. Niemand wei??, was in den Biofilmen in seinen Becken wirklich lebt. Ist es schädlich, diesen Biofilm nicht zu entfernen? Ist es völlig egal? Oder kann sich erst mit der Zeit eine Schädigung herausbilden (z.B. Barteleinschmelzung von Panzerwelsen?)

Eine Antwort habe ich darauf nicht. Aber ich habe noch einen anderen Grund oben genannte Ma??nahmen regelmä??ig zu machen, davon aber mehr im Kapitel über die Nitrifikationsbakterien. Denn ich gehöre zu denen, die sie nicht unbedingt als immer und überall als erwünscht ansehen.

Fortsetzung folgt.

Titel: Allgemeines zu Bakterien und Anderes (Teil drei) (Artikel 3137)

Das könnte dich ebenfalls interessieren:

Einsatz von Luftpumpen in der Aquaristik
16.04.2023 Tom

Einsatz von Luftpumpen in der Aquaristik

Eine Luftpumpe kann in der Aquaristik auf verschiedene Arten eingesetzt werden, um das Wasser im Aquarium mit Sauerstoff zu versorgen.Eine häufige Verwendung von Luftpumpen besteht darin, Luft in den Aquariumfilter zu pumpen, um den biologischen Filterprozess zu unterstützen. Dies geschieht in der Regel über einen Luftschlauch, der von der Luftpumpe

Spirituelles im Aquarium: Buddha zwischen Zierfischen
09.05.2023 Tom

Spirituelles im Aquarium: Buddha zwischen Zierfischen

Buddha-Figuren sind Symbole des Buddhismus und stellen entweder den historischen Buddha Siddhartha Gautama oder einen seiner verschiedenen Erscheinungsformen dar. Sie können aus verschiedenen Materialien wie Holz, Metall, Stein oder Ton hergestellt werden und in verschiedenen Größen und Posen auftreten.Die Bedeutung von Buddha-Figuren variiert je

DIY: Einen Bachlauf im eigenen Garten anlegen
06.07.2023 Tom

DIY: Einen Bachlauf im eigenen Garten anlegen

Um einen Bachlauf im Garten zu bauen und damit zum Beispiel einen Wasserkreislauf zum Teich zu schaffen, benötigt man verschiedene Materialien und Werkzeuge. Hier ist eine Liste der grundlegenden Dinge, die du brauchst:Planung: Überlege dir zunächst, wie dein Bachlauf aussehen soll. Bestimme den Verlauf, die Breite und die Länge des Baches. Entscheide

Spinnen: Ekelig oder doch faszinierend?
20.04.2023 Tom

Spinnen: Ekelig oder doch faszinierend?

Spinnen lösen bei Menschen sehr unterschiedliche Empfindungen aus. Die einen finden die achtbeinigen Tiere einfach nur ekelig, wärend andere deren Schönheit bewundern. Die Haltung von Spinnen im Terrarium ist eine faszinierende Möglichkeit, um diese Tiere genauer zu erforschen und zu beobachten. Spinnen sind faszinierende Kreaturen, die in einer

Schildkröten im Terrarium halten
07.07.2023 Tom

Schildkröten im Terrarium halten

Das Halten von Schildkröten in einem Terrarium erfordert einige spezifische Bedingungen, um sicherzustellen, dass die Schildkröten gesund und glücklich sind. Hier sind einige grundlegende Richtlinien:Terrariumgröße: Schildkröten benötigen viel Platz zum Bewegen. Stellen Sie sicher, dass das Terrarium groß genug ist, um der Schildkröte ausreichend

Eine Sandfilteranlage für den Gartenteich
06.07.2023 Tom

Eine Sandfilteranlage für den Gartenteich

Ein Sandfilter für einen Gartenteich ist ein effektives System zur Reinigung und Filtration des Teichwassers. Es besteht aus einem Behälter, der mit speziellem Filtersand gefüllt ist, und einer Pumpe, die das Wasser durch den Sandfilter zirkulieren lässt. Der Sandfilter entfernt Verunreinigungen, Schmutzpartikel und organische Stoffe aus dem Wasser,