Tropheus, Julidochromis, Neolamprologus und die Temperatur
??ber die Jahre ist mir bei der Pflege von Tanganjika-Buntbarschen etwas aufgefallen, das für mich in der Pflege dieser Tiere mittlerweile sehr wichtig geworden ist.
Obwohl diese Buntbarsche alle aus demselben See stammen, gibt es doch erhebliche Unterschiede bei den Temperaturen. Der Tanganjikasee wird in der Literatur fast immer mit 26-27 Grad C angegeben...
Dass die Buntbarsche des Sees jedoch unterschiedliche Temperatur-Ansprüche haben, ist mir das erste Mal in den Jahren 1997/98 aufgefallen. Diese Erfahrung musste ich mit meinem ersten Tropheus aufgrund eines Temperatur-Abfalls, den meine Katzen verursachten (beim Spielen wurde der Stecker des Heizstabs aus der Verteiler-Dose gezogen) machen. Der Tropheus hatte dadurch einen Schwimmblasen-Defekt und verstarb zwei Tage danach. Ich bemerkte den Temperatur-Abfall leider erst, als es zu spät war. Den anderen Fischen im Becken (Neolamprologus und Julidochromis) hatte es nicht geschadet. Wie weit die Temperatur damals abgefallen war, kann ich leider nicht mehr sagen. Ich gehe davon aus, dass es ca. 20 Grad C im Becken hatte.
Bei welchen Temperaturen sich Tropheus jedoch immer noch wohl fühlten und Neolamprologus versterben würden, sah ich erst im Sommer 2011 oder 2012. Es war ein sehr hei??er Sommer und die Temperaturen im Becken stiegen rasant an. Leider bemerkte ich dies aufgrund eines defekten Heizers zu spät. Erst, als ein Neolamprologus brichardi und ein Julidochromis transcriptus, die sich mit den Tropheus im Becken befanden verstarben, fiel es mir auf. Das Becken hatte damals 35 Grad C und zeitweise sogar bis 37 Grad C. Die Tropheus schwammen alle munter und ohne wesentliche Veränderungen im Becken umher. Dies war auch der Grund, weshalb ich das Unwohlsein bei den beiden Tieren (Julidochromis und Neolamprologus) nicht sah, da mein Hauptaugenmerk immer auf den Tropheus lag und die beiden anderen Fische versteckten sich unter Steinen???
Tropheus sind recht anfällig für Darm-Erkrankungen. Besonders bei einem Temperatur-Abfall von unter 27 Grad C kann es gefährlich werden??? Ein zu kühler Wasserwechsel hat bei mir schon einmal zu der gefürchteten ???Tropheus-Krankheit??? (Darmflagellaten) geführt. Ich habe mich deshalb für eine höhere Haltungs-Temperatur, als 27 Grad C entschieden. (Am Ende des Textes mehr dazu.)
In meinen anderen Becken, in denen ich z.B. Schneckenbuntbarsche (Neolamprologus und Lamprologus) züchte, achte ich im Vergleich auf eine relativ niedrige Temperatur. In den meisten Becken habe ich keinen Heizstab, da die Umgebungs-Temperatur ausreichend ist.
Seit kurzer Zeit halte ich aus Platz-Gründen wieder einen Neolamprologus brichardi im selben Becken mit meinen Tropheus. (Siehe Foto)
Eine ??bersiedlung meiner Anlage in den Keller steht jedoch kurz bevor und dann kommt der Neolamprologus brichardi wieder aus dem Becken raus. Zukünftig werden diese Arten bei mir nur mehr getrennt gehalten, was aufgrund der unterschiedlichen Futter-Ansprüche ohnehin auch geschehen sollte, obwohl die Tiere auch jahrelang ohne sichtbare Probleme mit dem Futter der Tropheus auszukommen scheinen. Ich füttere alle gängigen Futtersorten für Aufwuchsfresser aus dem Zoofachhandel mit hohem Spirulina-Anteil und alle 2-3 Wochen gibt es gefrorene Artemia und manchmal lebende Artemia. Zusätzlich erhalten die Tropheus manchmal Wasserpflanzen, z.B. Entengrütze???
Meine Erfahrungen:
Als Haltungs-Temperatur für Tropheus finde ich 30 Grad C als am geeignetsten. Eine Toleranz (ohne sichtbare Probleme) kann ich mit 27-35 Grad C angeben. Unterhalb dieser Temperaturen scheinen die Tiere recht anfällig bei Veränderungen im Becken, Veränderungen von Wasserwerten oder Futter zu sein???
Neolamprologus und Julidochromis würde ich nicht über 27 Grad C halten. Diese Arten scheinen sich bei rund 24 Grad C am wohlsten zu fühlen. Die Toleranz (ohne sichtbare Probleme) bei diesen Tieren wäre bei 20-27 Grad C???
Kurios: Von einem Aquarianer hab ich online gelesen, dass ein Pärchen Neolamprologus tretocephalus aufgrund eines Heizer-Defekts auch mal für ein oder zwei Tage 15 Grad C ausgehalten haben. (Bitte nicht ausprobieren!)
Fazit:
Dass diese Fische solch unterschiedliche Temperatur-Ansprüche haben finde ich sehr interessant und es bringt mich zum Nachdenken. Vielleicht gibt es im See spezielle Stellen, wo das Wasser wärmer ist? Ich habe schon von Theorien gelesen, dass es eine Erwärmung vom Erdinneren geben könnte??? Oder die Tropheus haben irgendwelche anderen Strategien, wie sie damit umgehen? Vielleicht gibt es schon neue Erkenntnisse, die ich online bzw. in Büchern noch nicht entdeckt habe? Dann bitte ich um einen Kommentar!! Danke schon im Voraus dafür...
Noch eine andere Art: Paracyprichromis nigripinnis halte ich erst seit 4 Jahren und kann noch nicht so viel darüber schreiben. Bisher kann ich jedoch sagen, dass diese Art von der Temperatur zwischen den beiden oben behandelten Temperatur-Ansprüchen zu liegen scheint. Durch einen Transport bemerkte ich einmal, dass diese Tiere bei Temperaturen von unter 22 Grad C nicht gut vertragen. Besser hält man die Fische ab 24 Grad C. Bis in welche Temperatur-Höhe sich diese Fische noch wohl fühlen, kann ich nicht sagen. Hat vielleicht jemand diese Erfahrungen machen können? Bitte gerne in den Kommentaren schreiben... Danke
Eine Reise an den Tanganjikasee steht seit Jahren auf meinem Wunschzettel. Es wird jedoch noch einige Zeit dauern, bis ich diesen überaus faszinierenden See mit seinen wundervollen Bewohnern besuchen kann.