Prost Neujahr - Das Begießen der Obstbäume
In vielen ländlichen Regionen ist es üblich, Obstbäume am Neujahrstag zu „begießen“. Dieser Brauch symbolisiert den Wunsch nach einer ertragreichen Ernte im kommenden Jahr und drückt die Verbundenheit mit der Natur aus. Oft wird Wasser oder Apfelwein verwendet, um die Fruchtbarkeit der Bäume zu fördern. Die Tradition hat sich über Generationen hinweg erhalten und wird in manchen Gegenden noch heute gepflegt – sei es in größeren Obstwiesen oder im eigenen Garten.
Ein Zeichen der Fürsorge und Fruchtbarkeit
Das Ritual ist in vielen ländlichen Regionen Europas verwurzelt. Es wird geglaubt, dass das Begießen der Bäume ihre Fruchtbarkeit im kommenden Jahr fördert und eine reiche Ernte beschert. Wasser gilt dabei als Lebensquell, während Apfelwein oder Most die Erfüllung des Wunsches symbolisieren – schließlich stammt dieser direkt aus den Früchten vergangener Jahre.
Mancherorts wird sanft an die Baumstämme geklopft und leise Segens- oder Dankesworte gesprochen. Es ist kein lauter Brauch, aber er symbolisiert: Was gepflegt und geehrt wird, gedeiht besser.
Ein Ritual im Einklang mit den Jahreszeiten
Der Obstbaum, der im tiefen Winter ruht, wird durch das Ritual nicht aus seinem Winterschlaf gerissen. Vielmehr ist das Begießen eine symbolische Geste, die den Kreislauf der Natur anerkennt und behutsam darauf hinweist, dass die Zeit des Erwachens naht.
Obstbäume begleiten Menschen oft ein Leben lang. Sie stehen für Beständigkeit und Wachstum, aber auch für Vergänglichkeit und Neubeginn. Ein Apfelbaum, der seit Jahrzehnten im Garten steht, trägt Jahr für Jahr neue Früchte – und doch verändert er sich stetig.
Der Brauch des Begießens erinnert daran, dass der Garten, der uns im Sommer nährt, auch im Winter Fürsorge braucht. Es ist eine stille, respektvolle Geste gegenüber der Natur und ihren Zyklen.
Gemeinschaft und Weitergabe
In manchen Regionen ist das Obstbaum-Begießen nicht nur ein einsames Ritual, sondern ein gemeinschaftliches Ereignis. Familien versammeln sich im Garten, und Kinder helfen mit kleinen Kannen beim Begießen der Bäume. So wird der Brauch von einer Generation zur nächsten weitergegeben und zu einem festen Bestandteil des Jahreswechsels.
Dieses gemeinsame Ritual stärkt nicht nur die Verbindung zur Natur, sondern auch die zwischen den Menschen. Man beginnt das Jahr in Einklang mit den Wurzeln – im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein neuer Blick auf alte Traditionen
Auch wer keinen großen Obstgarten besitzt, kann diesen Brauch neu interpretieren. Ein einzelner Apfelbaum im Garten oder ein kleines Obstgehölz im Topf lässt sich ebenso segnen und begießen. Entscheidend ist nicht die Größe des Gartens, sondern die Intention, mit der man das Ritual begeht.
Das Obstbaum-Begießen am Neujahrstag ist ein stiller, kraftvoller Brauch, der uns daran erinnert, dass Wachstum Zeit und Pflege braucht – und dass das neue Jahr genauso beginnt, wie man es wünscht: mit einem Zeichen der Hoffnung und des Lebens.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de