Winterlicher Brauch: Misteln als Dekoration
Die Mistel, mit ihren kugelförmigen, immergrünen Zweigen und den weißen Beeren, ist in der kalten Jahreszeit nicht nur ein beliebtes Dekorationselement, sondern auch von symbolischer Bedeutung. Besonders in der Weihnachtszeit zieren Mistelzweige Eingänge und Wohnzimmer, oft über der Türschwelle aufgehängt. Der Brauch, sich unter einem Mistelzweig zu küssen, soll Glück und Liebe bringen – eine Tradition, die vor allem in Großbritannien und den USA verbreitet ist, aber auch in Mitteleuropa Einzug gehalten hat.
Ursprung des Brauchs
Die symbolische Bedeutung der Mistel reicht weit in die Vergangenheit zurück. Schon in der keltischen und nordischen Mythologie galt sie als magische Pflanze. Druiden sammelten Misteln, um sie als Heilmittel oder Talisman gegen böse Geister zu verwenden. Der Brauch, Misteln als Zeichen des Friedens und der Versöhnung aufzuhängen, wurde später mit weihnachtlichen Traditionen verbunden.
Was macht die Mistel besonders?
Die Mistel (Viscum album) ist eine besondere Pflanze, die als Halbschmarotzer auf Bäumen wächst. Sie entzieht ihrem Wirt Wasser und Nährstoffe, betreibt aber selbst Photosynthese. Ihre Ausbreitung erfolgt über Vögel, die die klebrigen Samen mit dem Schnabel aufnehmen und auf Ästen zurücklassen. Dort haften die Samen und keimen, wobei sie eine Saugwurzel in die Rinde treiben.
Das Wachstum der Mistel ist extrem langsam. Nach der Keimung dauert es etwa drei Jahre, bis die ersten Blätter sichtbar werden, und fünf bis sieben Jahre, bis sie erstmals Beeren trägt. Die kugelige Endgröße von bis zu einem Meter Durchmesser erreicht sie erst nach 15 bis 30 Jahren, auch die häufig im Handel erhältlichen Pflanzen mit einer Größe von 30 bis 40cm haben bereits eine Wachstumszeit von etwa zehn Jahren hinter sich, was die teilweise recht hohen Kosten erklärt.
Die kleinen, grünlichen Blüten sind unscheinbar und erscheinen im Frühjahr. Ihre weißen Beeren reifen im Spätherbst und ziehen insbesondere Vögel wie die Misteldrossel an, die für ihre Verbreitung sorgen.
Misteln selbst anpflanzen?
Die Frage, ob es sinnvoll ist, Misteln selbst zu kultivieren, hängt von den eigenen Möglichkeiten und Erwartungen ab. Für private Gärten kann das Anpflanzen einer Mistel reizvoll sein, etwa um den winterlichen Brauch aufrechtzuerhalten oder Vögeln eine wertvolle Nahrungsquelle zu bieten.
Prinzipiell lassen sich Misteln durch ihre Samen vermehren, indem man die klebrigen Beeren im Herbst oder Winter auf die Äste geeigneter Wirtsbäume drückt. Geduld ist allerdings gefragt: Es dauert mehrere Jahre, bis sich sichtbare Ergebnisse zeigen.
Gleichzeitig sollte bedacht werden, dass ein starker Mistelbefall die Vitalität des Wirtsbaumes beeinträchtigen kann. Besonders bei Obstbäumen ist Vorsicht geboten, da ein zu hoher Nährstoffentzug die Fruchtbildung reduziert. Aufgrund des beschriebenen langsamen Wachstums ist es aber selten, dass Misteln einem Baum wirklich schaden.
Nachhaltigkeit und Beschaffung
Da Misteln nur langsam wachsen, stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit ihres Einsatzes als winterliche Dekoration. Der Großteil der verkauften Mistelzweige stammt aus gezieltem Beschnitt von Bäumen, die auf Plantagen oder in Wäldern wachsen.
Wer Misteln verwendet, sollte darauf achten, dass sie aus nachhaltigen Quellen stammen und nicht wild geerntet wurden, um die Bestände nicht zu gefährden. Wer Platz und Geduld hat, kann Misteln selbst kultivieren und damit eine schöne Weihnachtstradition aufrecht erhalten.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de