Künstliche Bestäubung bei Fruchtpflanzen: Tomaten, Zitronen & Co. am Fenster zum Fruchten bringen
Tomaten auf der Fensterbank, eine üppige Paprikapflanze oder gar eine kleine Zitrone im Topf: Der Wunsch nach eigenen Früchten ist nicht nur auf Gärten beschränkt. Der sonnige Fensterplatz mit der breiten Fensterbank wirkt hier auf den ersten Blick wie der perfekte Standort, doch bei aller Pflege und Sonne bleibt die Fruchtbildung oft aus – trotz reicher Blüte.
Der Grund liegt nahe und wird doch in der Euphorie gerne vergessen: Ohne Bestäubung gibt es keine Früchte. Und diese bleibt im Innenraum natürlich aus.
Warum Fruchtpflanzen oft keine Früchte tragen
In der Natur übernehmen Bienen, Hummeln, Schwebfliegen oder auch der Wind die Bestäubung. Sie sorgen dafür, dass der Blütenpollen vom männlichen Teil der Blüte (Staubblatt) auf den weiblichen Teil (Narbe) gelangt. Erst danach kann sich eine Frucht entwickeln.
In Innenräumen, auf verglasten Balkonen oder an geschützten Hauswänden fehlen diese natürlichen Helfer meist vollständig. Auch ein warmer, sonniger Platz ersetzt nicht den Bestäubungsvorgang. Die Folge: Pflanzen blühen zwar, bilden aber keine Früchte aus.
Auch das kann aber durchaus erwünscht sein: Eine Zitronenpflanze am Küchenfenster verbreitet mit ihren Blüten einen wunderbaren Duft und ist so auch ohne Fruchterfolg eine Bereicherung.
Pflanzen an offenen Fenstern bestäuben lassen?
Ein naheliegender Gedanke ist es, die Pflanze an sonnigen Tagen ans geöffnete Fenster zu stellen – in der Hoffnung, dass Insekten zufliegen. In der Praxis funktioniert das nur bedingt. In Innenräumen oder Stadtlagen ist der Insektenflug oft gering, und gezielte Bestäubung durch Zufall eher selten. Bei robusteren Pflanzen wie Tomaten oder Paprika kann das Schütteln der Pflanze an sonnigen Tagen zumindest eine mechanische Selbstbestäubung anregen. Bei empfindlicheren Arten ist jedoch Vorsicht geboten.
Künstliche Bestäubung mit dem Pinsel
Die beste, aber natürlich nicht hundertprozentige, Methode ist die gezielte Bestäubung mit einem feinen Pinsel oder Wattestäbchen:
- Blüte öffnen lassen: Nur geöffnete, frische Blüten sind zur Bestäubung geeignet.
- Pollen aufnehmen: Mit dem trockenen Pinsel vorsichtig über die Staubblätter fahren, um Pollen aufzunehmen.
- Übertragen: Den Pollen anschließend auf die Narbe derselben oder einer anderen Blüte derselben Pflanze streichen.
- Wiederholen: Mehrere Blüten können so nacheinander bestäubt werden. Bei Sorten mit vielen Blüten (z. B. Cocktailtomaten) empfiehlt sich tägliches Wiederholen über mehrere Tage.
Diese Methode ist sinnvoll bei Tomaten, Paprika und Chilis, Auberginen, Zitruspflanzen (z. B. Zitrone, Mandarine), Melonen oder Gurken im Topf
Bei manchen Pflanzen genügt die Selbstbestäubung durch Erschütterung (z. B. bei Tomaten). Hier kann leichtes Schütteln der Pflanze an warmen Tagen ausreichen, um Pollen zu lösen und auf die Narbe fallen zu lassen.
Was bei der Bestäubung noch zu beachten ist
- Zeitpunkt: Am besten funktioniert die Bestäubung am späten Vormittag, wenn die Blüten offen sind und die Luft trocken.
- Werkzeughygiene: Wer mehrere Pflanzen bestäubt, sollte zwischen den Arten den Pinsel reinigen, um unerwünschte Kreuzbestäubung zu vermeiden.
- Luftfeuchtigkeit und Temperatur: Günstige Bedingungen fördern nicht nur die Pollenfreisetzung, sondern auch die spätere Fruchtentwicklung. Ideal sind 20–25 °C und moderate Luftfeuchte.
Mit einfacher Hilfe zur erfolgreichen Fruchtbildung
Auch ohne Bienen oder Wind können Fruchtpflanzen im Innenraum erfolgreich bestäubt werden – mit einfachen Hilfsmitteln und etwas Geduld. Wer Blüten regelmäßig kontrolliert, mit einem feinen Pinsel nachhilft oder geeignete Sorten auswählt, kann auch auf der Fensterbank erfolgreich leckere Tomaten, Chilis oder Zitronen ernten.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de