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Von der Tarantel gestochen: Woher stammt das Sprichwort?

Von der Tarantel gestochen: Woher stammt das Sprichwort?

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Sprichwörter und Redewendungen sind fester Bestandteil unserer Sprache und Kultur. Sie verleihen unserem Alltag Farbe und Ausdruckskraft. Eine besonders interessante Redewendung, die oft verwendet wird, wenn jemand besonders aufgebracht oder erregt ist, lautet: "Wie von der Tarantel gestochen." Doch woher kommt dieses Sprichwort eigentlich? 

Ursprung des Sprichworts

Das Sprichwort "Wie von der Tarantel gestochen" hat seine Wurzeln im Italien des Mittelalters. Damals glaubten die Menschen, dass der Biss der Tarantelspinne, einer besonders großen und eindrucksvollen Spinne, beim Menschen heftige und unkontrollierbare Reaktionen hervorrufen könnte. Diese Vorstellung war so verbreitet, dass sie sogar in medizinischen und wissenschaftlichen Schriften der Zeit Erwähnung fand.

Tarantismus: Der Tanzwahn

Der Begriff "Tarantismus" beschreibt ein phänomen, das im Süditalien des 16. und 17. Jahrhunderts auftrat. Man glaubte, dass der Biss einer Tarantel zu einem Zustand führen könnte, der als "Tanzwahn" bezeichnet wurde. Betroffene sollen unkontrollierbare Tanzanfälle erlitten haben, begleitet von extremer Aufregung und Bewegungsdrang. Diese Anfälle konnten nur durch das Tanzen zur Musik gemildert werden, was oft in öffentlichen Veranstaltungen und Tanzfesten mündete.

Die Tarantella, ein schneller Volkstanz aus Süditalien, soll aus diesen Heilritualen hervorgegangen sein. Die Musik und der Tanz sollten die betroffenen Personen in einen Trancezustand versetzen und ihnen so helfen, die vermeintlichen Folgen des Tarantelbisses zu überwinden.

Die Tarantelspinne: Fakten und Mythen

Die Tarantel, insbesondere die Wolfsspinne Lycosa tarantula, ist eine beeindruckende Kreatur. Sie ist größer als die meisten anderen Spinnen und hat ein bedrohliches Aussehen, das schon immer die Fantasie der Menschen beflügelt hat. Tatsächlich ist der Biss der Tarantel jedoch in den meisten Fällen nicht gefährlicher als ein Bienenstich und führt selten zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen.

Wissenschaftliche Untersuchungen

Moderne wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Reaktionen, die man dem Biss der Tarantel zuschrieb, höchstwahrscheinlich auf andere Ursachen zurückzuführen sind. In vielen Fällen handelte es sich um psychosomatische Reaktionen oder sogar um andere medizinische Zustände, die falsch diagnostiziert wurden. Der Glaube an den Tarantismus und die heilende Wirkung des Tanzes könnte daher eher kulturelle und psychologische Hintergründe haben.

Symbolik der Tarantel

Die Tarantel hat in verschiedenen Kulturen und Zeiten unterschiedliche symbolische Bedeutungen erlangt. In der europäischen Folklore wurde sie oft mit Gefahr und Unheil in Verbindung gebracht, während sie in anderen Kulturen als Symbol für Schutz und Stärke galt.

Europäische Folklore

In der europäischen Folklore wurde die Tarantel oft als bedrohliche Kreatur dargestellt, die Krankheiten und Wahnsinn verbreiten konnte. Diese Vorstellung spiegelt sich auch in vielen literarischen und künstlerischen Werken wider, in denen Spinnen allgemein als Symbole für Tod und Verderben dienen.

Andere kulturelle Bedeutungen

In einigen afrikanischen und indigenen Kulturen Amerikas wird die Tarantel dagegen als Symbol für Stärke, Mut und Überlebenskraft gesehen. Sie gilt als mächtiges Totemtier und wird oft mit positiven Eigenschaften wie Geschicklichkeit und Durchsetzungsvermögen assoziiert.

Moderne Verwendung des Sprichworts

Heute wird das Sprichwort "Wie von der Tarantel gestochen" verwendet, um eine Person zu beschreiben, die plötzlich und unerwartet aufgebracht oder hyperaktiv wird. Es wird häufig in Alltagssituationen benutzt, wenn jemand besonders energisch oder aufgeregt reagiert, und hat dabei seine ursprüngliche, eher düstere Bedeutung weitgehend verloren.

Beispiele im Alltag

  • "Als sie die Überraschungsparty sah, sprang sie auf wie von der Tarantel gestochen und konnte ihre Freude kaum fassen."
  • "Der Hund rannte plötzlich los, wie von der Tarantel gestochen, als er das Eichhörnchen im Garten sah."

Diese Beispiele zeigen, wie flexibel und bildhaft die Redewendung im modernen Sprachgebrauch eingesetzt wird.

Fazit: Die Redewendung "Wie von der Tarantel gestochen" hat eine faszinierende und vielschichtige Geschichte. Sie reicht zurück bis ins Mittelalter und ist tief in der europäischen Folklore verwurzelt. Ursprünglich aus den übertriebenen Vorstellungen über den Biss der Tarantelspinne entstanden, hat das Sprichwort über die Jahrhunderte hinweg seinen Platz in der Alltagssprache gefunden.

Heutzutage nutzen wir diese Redewendung, um besonders energische oder aufgeregte Reaktionen zu beschreiben, ohne uns der historischen und kulturellen Hintergründe bewusst zu sein. Indem wir uns jedoch mit der Herkunft solcher Redewendungen beschäftigen, können wir nicht nur unseren Wortschatz bereichern, sondern auch ein tieferes Verständnis für die kulturellen und historischen Kontexte entwickeln, die unsere Sprache geprägt haben.

Insgesamt zeigt die Geschichte der Redewendung "Wie von der Tarantel gestochen" eindrucksvoll, wie Sprache, Kultur und Geschichte miteinander verwoben sind und wie alte Mythen und Vorstellungen auch heute noch unseren Alltag bereichern können.

Blogartikel 'Blog 6222: Von der Tarantel gestochen: Woher stammt das Sprichwort?' aus der Kategorie: "Tipps & Tricks" zuletzt bearbeitet am 07.06.2024 um 11:33 Uhr von Tom

Tom

Userbild von TomTom ist Administrator*in von EB und stellt 12 Beispiele vor. In den Bereichen Malawisee, Tanganjikasee, Victoriasee, West- / Zentralafrika, Südamerika, Mittelamerika, Amerikagesellschaftsbecken, Asien/Australien, Gesellschaftsbecken, Wasserchemie, Fragen zu einrichtungsbeispiele.de steht er/sie den Usern bei Fragen kompetent als Anspechpartner zur Seite.

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