Erscheinungsbild / Anatomie / Schwangerschaft / Embryonalentwicklung
Rochen sind mit 210 Millionen Jahren eine der ältesten, noch lebenden Tierarten. In ihrer Entwicklung trennten sie sich vor ca. 400 Millionen Jahren von den Knochenfischen. Sie gehören wie ihre Verwandten, die Haie, zu den Knorpelfischen (Chondrichthyes).
In meinem Blog möchte ich Euch diese faszinierenden Tiere näherbringen. Genauer gesagt die südamerikanischen Sü??wasserstachelrochen der Art Potamotrygon und hier im speziellen die von mir gepflegten Potamotrygon Reticulatus.
Um es vorwegzunehmen, ich bin kein Fachmann. Ich pflege diese Tiere seit 3 Jahren. Die Informationen in diesem Blog sind zusammengetragen. Sie stammen von verschiedenen Internetseiten, aus Büchern, Foren und meiner bisher gesammelten Erfahrung. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Wenn jemandem ein Fehler auffällt, meldet Euch bitte bei mir. Ich werde versuchen diesen zu beheben.
Der ??bersicht zuliebe teile ich den Blog in mehrere Teile, in diesem geht es wie aus der ??berschrift ersichtlich vornehmlich um die Anatomie der Rochen.
Und jetzt viel Spa?? beim Lesen!
Erscheinungsbild:
Rochen haben einen scheibenförmigen, stark abgeflachten Körper. Ihre Färbung ist je nach Art oder Standortvariante sehr variabel. Potamotrygon Reticulatus hat auf der Oberseite eine zumeist bräunliche Grundfärbung mit einem feinen Netzmuster. Daher auch der deutsche Name genetzter Sü??wasserstachelrochen. Am Scheibenrand können, wie bei meinen, gelbliche Punkte auftreten. Dies ist individuell aber unterschiedlich. Die Unterseite ist hell gefärbt, mit vereinzelten gräulichen Flecken. An den Aussenseiten des Schwanzes besitzen Retis einen hellen Strich. Mit ca. 40cm DW (Scheibendurchmesser) sind die Reti-Weibchen ausgewachsen. Die Männchen sind meist mit ca 30-35cm ausgewachsen. Damit gehören sie zu den am kleinsten bleibenden Rochenarten. Ausrei??er nach unten und oben sind aber selbstverständlich möglich.
Auf der Oberseite (Rücken) der Rochen liegen die Augen. Diese sitzen hervorstehend am Kopf. Bei Gefahr können sie blitzschnell eingezogen werden. Die Pupille bei den gro??äugigen Rochen ist gro?? und U-förmig. Durch eine Struktur im Auge, dem Operculum Pupillae, kann der lichteinfall reguliert werden. So vergrö??ert sich diese Struktur bei starkem Lichteinfall und verringert damit die ins Auge einfallende Lichtmenge. Bei geringem Lichteinfall verkleinert sich das Operculum dementsprechend. Dies scheint eine Anpassung an gute Sichtverhältnisse im natürlichen Habitat zu sein. So sollen Rochen bei Dämmerung besser sehen können als nachtaktive Jäger wie Katzen oder Füchse.
Ebenfalls auf der Oberseite, direkt hinter den Augen sitzen die Spritzlöcher (Spiraculum). Dabei handelt es sich wahrscheinlich um eine im Laufe der Evolution auf den Rücken gewanderte Kieme. Was eine Anpassung an die bodenorientierte Lebensweise der Rochen darstellt. So können sie suf dem Boden liegend, oder eingegraben weiterhin Wasser durch die Kiemen ziehen ohne sie mit Sand oder Schlamm zu verschmutzen.
Rochen besitzen keine herkömmlichen Schuppen, sondern Hautzähnchen. Die sogenannten Placoidschuppen. Sie bestehen wie Zähne aus Zahnbein und Zahnschmelz. Das verleiht der Rochenhaut die Geschmeidigkeit von Sandpapier. Auf dem Schwanz können sich die Placoidschuppen, je nach Art, zu einer oder mehreren Dornreihen ausbilden. Jedoch scheint es auch hier innerartliche Unterschiede zu geben. So hat mein Reti-Weib eine durchgehende Dornreihe vom Schwanzansatz bis zum Stachel, während mein Reti-Bock keine Dornen besitzt.
Auf dem Schwanz der Rochen sitzt ihre Verteidigungswaffe, der Giftstachel. Dieser besteht aus Kalk und ist mit einer schwarzen Stachelhaut überzogen, in der das Gift sitzt. So bleiben auch abgeworfene Stachel mit Hautresten giftig!
Auch Neugeborene Rochen besitzen bereits diesen Stachel und sind somit mit der gleichen Vorsicht und Respekt zu behandeln wie ihre ausgewachsenen Artgenossen. Bei meinen Retis wird der Stachel etwa alle 6 Monate durch einen grö??eren, nachgewachsenen Stachel ersetzt.
Rochen sind von Natur aus nicht aggressiv! Stichverletzungen im Aquarium sind in der Regel der Unachtsamkeit des Pflegers geschuldet. Besondere Vorsicht sollte man beim Fangen der Rochen, oder wenn sich diese in Transportbehältnissen befinden, walten lassen. Au??erdem sollte bei allen Pflegearbeiten im Aquarium Abstand zu den Rochen gehalten werden. Auch das oft praktizierte füttern aus der Hand sollte man der eigenen Gesundheit zuliebe unterlassen.
In einer von Ando / Kimura / Matsura an Potamotrygon Thorsani durchgeführten Studie wurden folgende Keime im Stachel gefunden:
-Alcaligenes
-Bacillus
-Enterobacter
-Esherishia
-Klebsiella
-Proteus
-Providencia
-Shigella
-Staphylococcus
Alles in allem ein eher unschöner Mix, meist pathogener Keime die zu schweren Wundinfektionen führen können. Also: Vorsicht.
Auf die im Netz befindlichen Empfehlungen zum Verhalten bei Stichverletzungen möchte ich hier nicht eingehen da diese wissenschaftlich nicht fundiert sind und sich teilweise auch widersprechen (Hei??wassermethode). In jedem Fall muss schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden!
Auf dem Schwanz befindet sich desweiteren noch eine kleine Schwanzflosse.
Auf der Unterseite (Bauch) befindet sich oberhalb des Mauls der Nasen- und Gebi??knorpel. Hiermit untersucht der Rochen Nahrung auf seine Genie??barkeit. Der Ober- und Unterkiefer bestehen jeweils aus einer Knorpelplatte mit vielen, nachwachsenden Zähnen. Die Beute wird zermahlen.
Seitlich versetzt, unterhalb des Mauls sitzen 5 Kiemenspalten. Eine Kiemenspalte hat sich zu dem bereits erwähnten Spiraculum umgewandelt.
Die Brustflossen bilden den Scheibenrand und gehen an der Kopfseite zusammen. Die Bauchflossen setzten am Beckenknorpel an. Ein eingerollter Teil der Bauchflossen bildet beim Männchen die Klasper. Die auch bei neugeborenen Rochen gut zu erkennen sind und somit die Geschlechterunterscheidung einfach machen. Mit einsetzender Geschlechtsreife entwickeln die Klasper ihre volle Grö??e und öffnen sich. Twischen den Bauchflossen sitzt beim Bock der After und beim Weibchen die Kloake.
An Brustflossen und Bauch befinden sich Sinnesorgane mit denen die Tiere ihre Beute ertasten und zum Maul befördern können. Vor allem im Maulbereich sitzen die Lorenzinischen Ampullen, Elektrorezeptoren, mit denen sie selbst den Herzschlag eingegrabener Beutetiere wahrnehmen.
Anatomie
Das Skelett der Rochen besteht aus Knorpel mit Kalkeinlagerungen.
Zwischen Kopf und Brustflossen sitzt der Kiemenraum, zwischen Beckenknorpel und Brustflossen der Bauchraum mit den inneren Organen.
Der Geruchsinn der Rochen ist ebenfalls strak entwickelt, sie sollen 10000mal besser riechen als der Mensch.
Rochen besitzen keine Schwimmblase, sodass sie, ohne aktive Schwimmbewegungen durchzuführen, nicht durch"s Wasser gleiten können sonder zu Boden sinken.. Ein gewisser Ausgleich für die fehlende Schwimmblase bildet die ölhaltige Leber.
Eine weiter anatomische Besonderheit stellt die Spiralfalte dar, die die Darmoberfläche stark vergrö??ert. Dadurch ist eine wesentlich bessere Nahrungsverwertung möglich und die typische spiralförmige Kotform entsteht.
Der Uterus der Weibchen sitzt seitlich der Schwanzbasis.
Schwangerschaft und Embryonalentwicklung
Rochen sind matrotroph vivipar. Die Embryos schlüpfen bereits im Mutterleib aus ihrer Eihülle und werden über den Dottersack und zusätzlich über sog. Trophonemata (Zotten im Uterus) mit Uterinmilch versorgt. ??ber feine Blutgefä??e aus den Kiemenschlitzen und dem Maul versorgt sich der Embryo mit Nährstoffen und Sauerstoff.
Die Tragezeit wird meist mit 90-110 Tagen angegeben. Bei meinen 3 bisherigen Würfen betrug die Tragezeit 66 bzw. 69 Tage. Die Schwangerschaftsdauer des ersten Wurfs kann ich nicht angeben, da ich die dazugehörige Paarung nicht verfolgen konnte. Die Rochenbabys sind bei der Geburt voll entwickelt und selbständig. Sie haben lediglich einen Rest Dottersack der nach einigen Tagen verschwindet. Die Grö??e der Neugeborenen variiert je nach Art. Bei meinen Retis waren 3 von 4 Nachzuchten ca. 6cm DW. Lediglich eines kam mit etwa 4, 5cm DW zur Welt (66 Tage Tragezeit). Dieses war auch "behindert". Es war nur ein Auge entwickelt und der Nasen- / Gebi??knorpel war deformiert. Das Tier war nicht überlebensfähig. Die Schwangerschaftsdauer wird wohl von Umweltfaktoren ma??geblich beeinflusst. So können Ernährungszustand aber auch Wetterphänomene wie "El Nino" Auswirkungen auf die Tragezeit, die Grö??e der Würfe, die Häufigkeit von Schwangerschaften pro Jahr und die Grö??e der Neugeborenen haben. Die Wurfgrö??e liegt je nachdem bei 1-12 Tieren. Jedoch habe ich auch schon von Würfen mit 14 und mehr Jungen gelesen. Meine Würfe bestanden aus 1mal 2 Tieren und 2mal je 1 Tier.
So, das solls fürs erste gewesen sein. Ich hoffe ich habe Euch nicht zu sehr gelangweilt. Ich werde baldmöglichst noch Bilder hochladen um das ganze anatomische Zeugs a bisserl anschaulicher zu machen. Die weiteren Teile zu meinem Blog werde ich je nachdem was mein Zeitkonto sagt hinzufügen.
Viele Grü??e
Alex