Fischportrait: Indischer Zwergschlammspringer
Auch wenn ich hier so ziemlich allein auf weiter Flur bin, was die Haltung dieser wirklich genialen (bin natürlich völlig objektiv :-)) Fische anbelangt, ist es vielleicht doch für den einen oder anderen interessant, was das denn für Tiere sind.
Die Schlammspringer (Periophthalmus novemradiatus) gehören zur Familie der Grundeln. Die Tiere leben in den Mangrovenwäldern in Indien, Malaysia, Philippinen. Es sind Brackwasserbewohner.
Sie gehören zu den kleineren Vertretern von Schlammspringern, können aber doch bis zu 8-10cm gro?? werden. Die Geschlechter kann man recht gut unterscheiden, da Männchen eine dreieckfömige Rückenflosse haben, deren erster Flossenstrahl lang ausgezogen ist. Weibchen haben diesen langen Flossenstrahl nicht und die Rückenflosse ist mehr rundlicher.
Die Brustflossen sind stark ausgeprägt und dienen den Fischen zur Fortbewegung an Land, denn diese Fische leben amphibisch und verbringen einen Gro??teil des Tages au??erhalb des Wassers. Zudem können die Tiere damit auch graben (iauch das Maul wird zum Graben benutzt). Die Bauchflossen sind zu einer Art Saugnapf umgebildet, dadurch können die Fische sehr gut an glatten Flächen (Steine, Glas, Holz) hochklettern. Diese Eigenheit ist unbedingt bei der Haltung zu beachten (Becken gut abdecken), sonst kann es passieren, dass die Tiere aus dem Becken klettern. Zudem hei??en Schlammspringer nicht umsonst Schlammspringer: Sie können gut und zielsicher springen. Erstaunlich, was die da auch für Entfernungen überbrücken können.
Die Tiere haben, obwohl sie sich gerne au??erhalb des Wassers aufhalten, keine Lungen. Sie haben nur Kiemen, aber einen gro??en Kiemensack, in dem sie Wasser sammeln. Dieser Kiemensack wird bei Bedarf mit neuem Sauerstoff ???nachgetankt???. Damit die Haut und auch die Augen immer feucht bleiben, rollen sich Schlammspringer in gewissen Abständen in Pfützen oder niedrigem Wasser auf den Rücken und befeuchten damit beides. Um die Austrocknung der Haut und Augen herauszuzögern, ist eine gewisse Luftfeuchtigkeit im Luftraum über dem Brackwasser/ Landteil wichtig. Dabei ist aber auch auf eine gute Belüftung zu achten, damit sich kein Schimmel bilden kann. Ein Paludarium mit Belüftungsgitter (zusätzlich eventuell mit Ventilatoren) ist daher als Behausung ideal.
Haltung:
Sozialverhalten: Gruppenhaltung, wobei die Tiere recht territoreal sind. Artgenossen, die ins Revier eindringen, werden mit aufgestellter Rückenflosse verjagt. Ernsthafte Kämpfe mit Verletzungen finden nicht statt, auch wenn es ab und an zu Rangeleien kommen kann. Eine Besonderheit haben die Tiere, wenn sie sich gegenüberstehen oder sich auch sonst aufregen. Ihre Augen verfärben sich von dunkel zu hell-wei??. Bei sehr gro??er Aufregung konnte ich auch schon oftmals eine Verfärbung des gesamten Gesichtes zu einem Pechschwarz sehen.
Beckengrö??e: unter 80 cm geht in meinen Augen gar nicht. Vor allem wenn man viele Männchen hat, sollte man möglichst ein grö??eres Becken wählen. In einem 80cm Becken würde ich nicht mehr als 6-8 Tiere halten.
Wasserwerte: Temperatur kann um 25°C liegen. Hohe Temperaturen im Sommer bis 30°C werden klaglos vertragen. Salzgehalt sollte immer schwanken und sich im Bereich zwischen 5-25g/l Meersalz (bitte nicht nur mit Kochsalz arbeiten) bewegen. Bei zu niedrigem Salzgehalt neigen Schlammspringer anscheinend zur Verpilzung. Der pH-Wert ist im alkalischen Bereich zu halten (mindestens 7, 5 besser höher, um 8 ist ideal). Um eine genügend hohe Pufferkapazität zu haben, sollte die KH nicht unter 8 liegen. Die Säurekapazität kann man bei Bedarf gut mit Natriumhydrogencarbonat anheben.
Oft wird darauf hingewiesen, dass die Lufttemperatur im Becken annähernd an die Wassertemperatur heranreichen sollte. Mein erstes Becken stand im kalten Schlafzimmer und im Winter konnte ich die Lufttemperatur nicht hoch genug halten. Dies bereitete den Tieren aber keinerlei Probleme. Selbst Lufttemperaturen von 19°C wurden toleriert, die Tiere zeigten auch keinerlei Anzeichen von Unbehagen. Von daher sehe ich das Ganze viel entspannter.
Einrichtung: Das Becken sollte einen kleinen Wasserteil (Wasserstand so um die 5-8cm) haben und einen Landteil. Ideal wäre eine Ebbe-und Flutsimulation, da die Tiere in Freiheit nur während der Ebbe auf Nahrungssuche gehen. Wichtig sind Ruheplätze im Wasser in Form von Steinen, sehr viel Struktur (damit sich die Schlammspringer nicht ständig sehen können) und was ich festgestellt habe, sehr viele höhlenartige Verstecke. Als ideal und überaus gern angenommen haben sich bei mir künstliche Lavasteine, die es in verschiedenen Grö??en im Handel gibt, herausgestellt. Echte Pflanzen haben sich bei mir im Brackwasserteil als nicht beständig herausgestellt. Nach fünf Monaten mit mehreren Versuchen habe ich es aufgegeben. Von daher sind künstliche Pflanzen bei der Einrichtung durchaus eine Option.
Futter: Schlammspringer sind Allesfresser und in Bezug auf die Ernährung sehr einfach. ??berwiegend sollte die Nahrung allerdings aus Lebendfutter und Frostfutter bestehen. Dabei sind die Tiere gar nicht wählerisch. Alles, was irgendwie nach Futter aussieht wird verschlungen. Wichtig bei der Fütterung ist es, dass das Futter nicht auf einen Fleck platziert wird, sondern im gesamten Becken verteilt wird. Ich mache es so, dass ich das Futter auf verschiedenen Steinen gleichmä??ig verteile. Lebendfutter verteilt sich ja selber. ;-)
Eine Besonderheit haben die Schlammspringer beim Fressen: Wer normale Fische hält, kennt das ja: Da wird das Futter ohne Pause heruntergeschlungen. Schlammspringer können das nicht. Wenn das Maul voll ist, müssen die Tiere eine Pause machen. Dies ist ein gro??er Vorteil, wenn man kleinere Tiere im Becken hat. Diese kann man dann ganz gezielt füttern, während die anderen noch am Schlucken sind.
Auf eins muss man aber achten: Schlammspringer setzen gerne Fett an. Daher ist Vorsicht mit Füttern angesagt, damit man keine kleinen Kugeln heranzüchtet. Meine ausgewachsenen Tiere bekommen maximal 3x in der Woche Futter.
Vermehrung: Leider noch nicht in Gefangenschaft gelungen.
lg
Beate