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12.07.2015 von Ralf.SOS

Algen (k)eine unendliche Geschichte?!

In Erinnerung dessen, wie ich selber monatelang mit diesem Problem zu kämpfen hatte und verzweifelt alle erreichbare Literatur und Internet Foren nach Tipps gegen die Algenplage absuchte, möchte ich hier meine Erfahrungen darlegen.

Gleich vorneweg, den Supertrick, der Algen innerhalb weniger Tage den Garaus macht, habe auch ich nicht auf Lager. Vielmehr war es eine ganze Palette von Massnahmen durch die aus einem stark veralgten Becken ein wieder schön anzusehendes Aquarium wurde.

Vermutete Ursachen:

Nach einer Havarie an meinem alten 96l Aquarium musste rasch Ersatz her, da Fische und Pflanzen nur behelfsmässig untergebracht waren. Das neue Becken (natürlich grösser, ein 190l Eckaquarium) wurde mit einer Bakterienkultur "geimpft". Laut Herstellerangaben damit innerhalb von 24h bezugsfertig. Hier vermute ich Ursache Nr1, gekaufte Bakterien können eine gewachsene Kultur nicht vollständig ersetzen.

Zweite Ursache: Während die Fische in einer Plastikbadewanne bei täglich 1/3 Wasserwechsel eine Woche gut überstanden haben, wurden die Pflanzen in einem Eimer gelagert ohne Licht und Heizung. Obwohl die meisten bei der Wiedereinpflanzung noch gut aussahen kam es wahrscheinlich zu einem Wachstumsstop, eine Chance welche die Algen dann genutzt haben.

Dritte vermutete Ursache: Das neue Becken war mit 2 leistungsstarken Juwel High lite Day T5 Leuchten ausgerüstet. Zusätzlich habe ich sie noch mit Reflektoren versehen, da ich lichthungrige Pflanzen einsetzen wollte. Ausserdem hatte es einen neuen Platz im Zimmer bekommen, zwar ohne direktes Sonnenlicht, aber wesentlich heller.

Und viertens: Da mein Budget nach dem Aquarienkauf ziemlich erschöpft war, verwendete ich meinen alten Eheim classic 150 weiter. Für die Grösse des Aquariums natürlich unterdimensioniert, aber kein Problem dachte ich, da ich ja auch mit dem Fischbesatz deutlich unter den empfohlenen Zahlen lag. Ein Irrtum, wie sich bald herrausstellen sollte.

Die Plage

Als erstes bemerkte ich, das die langsamer wachsenden Pflanzen durch schwer zu entfernende Pinsel und Bartalgen befallen wurden. Sie wuchsen nicht mehr, warfen ihre Blätter von unten nach oben ab und und verfaulten schliesslich regelrecht.

So verlor ich fast alle Ludwigia und Fettblätter, die im alten Aquarium noch dichte Büsche gebildet hatten. Die Anubis behielt zwar ihre Blätter, wurde jedoch so unansehnlich, dass ich sie freiwillig entfernte. Die Cabombas wurden von Fadenalgen regelrecht "umgarnt", auf der Dekoration, den Scheiben und sogar direkt auf dem Bodengrund wuchsen üppige Grünalgenteppiche. Eines Tages war sogar das Wasser trüb: Massenhaft Schwebealgen!

So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen.

Meine Massnahmen

Eines vorneweg, Chemie kam für mich nie in Frage, schon wegen meiner empfindlichen Schmetterlingsbuntbarsche.

Alle Massnahmen wurden nach und nach durchgeführt, mit jeweils 1bis 2 Wochen Abstand um eventuelle Veränderungen festzustellen.

Als erstes experimentierte ich mit der Beleuchtung, ich ersetzte eine der beiden High lite Day durch eine Colour max von Dennerle mit UV Schutzfolie, denn UV Licht fördert Algenwuchs. Zwei Fliegen mit einer Klappe dachte ich weniger Algen und schönere Farben.

Nun, die Grünalgen erstrahlten ab sofort in schönerem Grün.

Dann versuchte ich es mit einer Trocal special plant, um das Lichtspektrum pflanzenfreundlicher zu gestalten. Auch jetzt keine erkennbare Verbesserung.

Was nun? Ein abgedunkeltes Becken, in dem einige Cryptocorinen elend dahinvegetieren?

Kam für mich nicht in Frage. Ich wollte wieder ein schönes Pflanzenbecken, die zarten Blätter von Cabomba und Myriophyllum, das Rot von Ludwigien und Papageienblatt, das satte Grün der Echinodorus. Also mussten andere Dinge helfen.

Schnellwachsende Pflanzen sollten den Algen die Nährstoffe entziehen. Ich entschied mich für Cabomba und tatsächlich wuchsen sie am Anfang auch recht stark. Als hätten sie die Gefahr erkannt, umspannten aber bald Fadenalgen die Kronen der Pflanzen. Mit einer Gabel "kämmte" ich sie so ca alle drei Tage aus, aber auf Dauer war das auch keine Lösung.

So blieb mir nun doch nichts anderes übrig, als einen grösseren Filter zu kaufen. Zwar waren die gemessenen Nitratwerte noch im normalen Bereich, Nitrit und Ammoniak nicht nachweisbar, aber ich vermutete dass der kleine Eheim 150 nicht genug Strömung in dem grossen Becken erzeugen konnte. Daher kam es wahrscheinlich zu hohen Nährstoffkonzentrationen vor allem im vorderen Bereich.

Angeschafft wurde ein Eheim ecco Pro 300, für die 190l schon leicht überdimensioniert, aber ich wollte jetzt Nägel mit Köpfen machen.

Das Ansaugrohr wurde bis zum Bodengrund verlängert, die Druckseite mit zusätzlichem T Stück, Verlängerungen und Düsenrohr so konzipiert, dass eine leichte Strömung über die gesamte Beckenhöhe erreicht wird.

Was Opa noch wusste:

In einem alten Aquarienbuch meines Vaters fand ich folgenden Satz:"Als günstig bei der Algenbekämpfung hat sich die Zugabe einer Flasche Selters beim Wasserwechsel erwiesen"

Punkt. Keine Erklärung wieso, keine Mengenangaben. Auch das probierte ich aus.

Ich gab 0.7l Mineralwasser einmalig beim Wasserwechsel dazu. Den ph Wert habe ich vorsichtshalber aber gemessen. Immerhin, 10l Wasser mit ph Wert 7 und kh 4 werden auf ph Wert 6 abgesenkt. Im Becken selbst konnte ich keine Veränderung des ph Wertes feststellen, er wurde hier durch die grosse Wassermenge abgepuffert. Immerhin konnte ich im Anschluss beobachten, dass die Pflanzen sehr schnell begannen zu assimilieren, kleine Sauerstoffbläschen stiegen von allen noch halbwegs intakten Wasserpflanzen auf. Möglicherweise nutzten die Pflanzen das beim Zerfall der Kohlensäure entstehende CO2.

Damit wirkt das Mineralwasser also nicht direkt auf die Algen, sondern verbessert die Wachstumsbedingungen für die höheren Pflanzen. Die eine Flasche Mineralwasser beim Wasserwechsel habe ich bis heute beibehalten.

Ich möchte aber ausdrücklich davor warnen, hier mit grossen Mengen Kohlensäure Veränderungen am ph Wert herbeizuführen. Auch Kohlensäure kann zum gefürchteten Säuresturz führen!

Der Durchbruch kam dann mit den Schwimmpflanzen. Schwimmpflanzen wirken gleich dreifach: Durch ihren raschen Wuchs verbrauchen sie viel Nitrat und da ihre Blätter auf der Wasseroberfläche schwimmen, können ihnen die Algen nichts anhaben.

Ausserdem dämpfen sie das Licht und last not least das Licht welches noch durchkommt, ist durch ihre Blätter im für höhere Pflanzen günstigen roten Spektralbereich. ??ber das Internet bestellte ich ein "Anti Algen Set" in dem auch 3 Sorten Schwimmpflanzen enthalten waren.

Von nun an ging"s bergauf, die Algen wurden von Tag zu Tag weniger. Bei jedem Wasserwechsel schöpfte ich in Form von Schwimmpflanzen gebundenes Nitrat ab. Dabei hielt ich etwa ein Drittel der Oberfläche frei. Das genügte allen Bodenpflanzen zu gutem Wachstum. Und nach einer Woche hatten meine schwimmende Wolfsmilch und die Wasserlinsen die Lücke schon wieder geschlossen. Der gemessene NO3 Wert rauschte in sensationell tiefe Werte zwischen

5 und 10.

An der Düngung für die Pflanzen habe ich wärend der gesamten Algenplage nichts verändert. Eine Reduzierung oder völlige Einstellung hätte ja auch den höheren Aquarienpflanzen die Nährstoffgrundlage entzogen, aber gerade die wollte ich ja zum Wachsen bringen.

Gedüngt wird bei mir bis heute mit einem Grundnährstoffdünger und einem Dünger für Spurenelemente, allerdings nur ein Drittel der Herstellerempfehlung. Für die Bodengrunddüngung verwende ich amtra laterit Düngekugeln.

Nachdem die Algen endlich deutlich sichtbar auf dem Rückzug waren, machte ich mir natürlich Gedanken, wie ich in Zukunft einer erneuten Massenvermehrung vorbeugen könnte. Algenfressende Helfer sollten nun ins Aquarium einziehen.

Nach längerem ??berlegen fiel meine Wahl auf Ohrgitter Harnischwelse, Amano Garnelen und Zebra Rennschnecken. Jede Art hatte ja andere Vorlieben auf dem Speiseplan.

Der Plan ging auf: Die Otocinclus Welse raspelten vor allem den Algenaufwuchs auf den Pflanzenblättern ab, die Amanos liessen sich die Fadenalgen schmecken und die Zebras sorgten für eine saubere Dekoration.

Mit Algenfressern allein bekommt man die Plage allerdings nicht in den Griff, denn dicke Altalgenrasen wurden nicht angerührt.

Zusammenfassung:

Wenn ihr mich fragt, welche meiner Massnahmen nun die Entscheidende war, so könnte ich euch gar nicht eindeutig darauf antworten. Ich denke, es ist eine Kombination aus mehreren gewesen, die schliesslich zum Erfolg geführt hat. Jedenfalls gedeihen meine Pflanzen nun schon seit längerem wieder prächtig und die einzige Algenbekämpfung besteht in der gelegentlichen Entfernung einiger Grünalgen von der Frontscheibe.

Trotzdem hier noch einmal alle Massnahmen von (nach meiner Einschätzung) sehr wirksam bis weniger wirksam:

-Einsatz von Schwimmpflanzen

-grösserer bzw stärkerer(Durchflussmenge)Filter

-Einsatz algenfressender Tiere

-schnellwachsende Bodenpflanzen

-Zugabe von kohlensäurehaltigen Mineralwasser beim Wasserwechsel

-??nderung der Beleuchtungsverhältnisse

Allen Aquarianern, die mit einem Algenproblem zu kämpfen haben möchte ich Mut zusprechen. Gebt nicht auf, seit hartnäckig und habt Geduld. Manchmal zeigen sich positive Entwicklungen erst nach Wochen. Lasst euch dieses schöne Hobby nicht durch ein paar Algen vermiesen.

Ralf.SOS

Ralf.SOS

Userbild von Ralf.SOSRalf.SOS ist Mitglied von EB und stellt 1 Beispiele vor.

Titel: Algen (k)eine unendliche Geschichte?! (Artikel 5164)

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