Faktencheck Artenvielfalt – Wie steht es um die biologische Vielfalt in Deutschland?
Der "Faktencheck Artenvielfalt" ist ein neues Projekt der Forschungsinitiative „FEdA“ (Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt), die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Informationen zum Zustand der biologischen Vielfalt in Deutschland zu liefern. Der Faktencheck bewertet die aktuellen Trends im Artenverlust und identifiziert die Ursachen sowie mögliche Gegenmaßnahmen.
Die Ergebnisse des Projekts basieren auf einer breiten Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen, verschiedenen Forschungseinrichtungen und weiteren Expertinnen. Die Initiative versucht nicht nur, die wissenschaftlichen Lücken im Verständnis der Biodiversität zu schließen, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen für den Schutz der Artenvielfalt zu entwickeln. Diese sollen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen, effektive Strategien zu implementieren, um den Rückgang der Artenvielfalt aufzuhalten.
Das Projekt wurde Ende September 2024 in Berlin vorgestellt und wird durch zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen ergänzt, wie die bundesweite Aktionswoche „Achtung Artenvielfalt“ im Oktober 2024.
Kritik
Es gibt durchaus kritische Stimmen zum "Faktencheck Artenvielfalt", die sich zum Beispiel darauf beziehen, dass viele der Daten, die den Bericht stützen, hauptsächlich aus ehrenamtlicher Arbeit stammen. Es fehlen repräsentative Langzeitstudien auf behördlicher Ebene, was die Aussagekraft der Ergebnisse einschränken könnte.
Dass die Rolle der intensiven Landwirtschaft als Hauptverursacher des Artensterbens betont wird, wird in der Agrarbranche nicht immer gut aufgenommen. Besonders der Einsatz von Pestiziden und die Flächenversiegelung werden als zentrale Probleme angeführt.
Die wichtigsten Erkenntnisse
- Rückgang der Artenvielfalt: Viele Tier- und Pflanzenarten in Deutschland befinden sich in einem kritischen Zustand. Besonders betroffen sind Schmetterlinge, Feldvögel und andere Insektenarten, deren Populationen stark zurückgegangen sind. Etwa ein Drittel der Arten in den Roten Listen ist vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet.
- Ursachen für den Artenverlust: Die Intensivierung der Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden, die Flächenversiegelung und der Klimawandel werden als Hauptursachen für den Rückgang der Biodiversität genannt. Vor allem der Verlust von Lebensräumen durch landwirtschaftliche Praktiken und Urbanisierung ist problematisch.
- Lebensräume in schlechtem Zustand: Mehr als die Hälfte der Lebensraumtypen in Deutschland befindet sich in einem ökologisch unzureichenden oder schlechten Zustand. Besonders kritisch ist die Situation in Mooren, Auen, Grünland und ehemals artenreichen Äckern.
- Datenbasis: Ein Großteil der Daten stammt aus ehrenamtlichen Erhebungen, da es trotz der Wichtigkeit der Thematik kaum systematische Langzeitbeobachtungen auf behördlicher Ebene gibt.
- Maßnahmen und Hoffnung: Trotz der negativen Entwicklungen gibt es Erfolge in der Wiederansiedlung und im Schutz bestimmter Arten, wie etwa bei Libellen. Es ist erfreulich, dass es für viele Lebensräume konkrete Maßnahmen gibt, um die Artenvielfalt zu fördern und wiederherzustellen.
Beitrag zum Artenschutz, was können Privatpersonen leisten?
Der Anteil der Gärten an der Gesamtfläche Deutschlands entspricht in etwa der Fläche der Naturschutzgebiete. Eine Fläche, die somit durchaus relevant ist und besonders in urbanen Gebieten einen wertvollen Beitrag leisten kann!
- Garten naturnah gestalten: Durch die Anlage von Wildblumenwiesen, heimischen Sträuchern und Stauden sowie das Anlegen von Teichen und Totholzbereichen können Privatpersonen wichtige Lebensräume für Insekten, Vögel und andere Tiere schaffen. Besonders bienenfreundliche Pflanzen und Nistplätze für Vögel und Insektenhotels fördern die Artenvielfalt im eigenen Garten
- Reduzierung von Pestiziden und chemischen Düngemitteln: Der Verzicht auf chemische Schädlingsbekämpfungsmittel trägt dazu bei, die Insektenpopulation zu schützen und die Bodenqualität zu erhalten. Natürliche Alternativen und biologische Pflanzenschutzmittel sind weniger schädlich für die Umwelt.
- Förderung von Vielfalt: In Gärten und sogar auf Balkonen können unterschiedliche heimische Pflanzenarten angebaut werden, um eine größere Bandbreite an Tieren anzulocken. Dies schafft Mikro-Lebensräume, die vor allem für bedrohte Insekten wie Schmetterlinge und Wildbienen wichtig sind.
- Verzicht auf Versiegelung von Flächen: Indem Privatpersonen auf die vollständige Versiegelung von Flächen verzichten und stattdessen durchlässige Böden und Grünflächen erhalten, tragen sie zum Erhalt natürlicher Lebensräume bei. Versiegelung verhindert das Eindringen von Wasser und schränkt die biologische Vielfalt ein.
Zu guter Letzt: Auch Privatpersonen können durch ehrenamtliche Tätigkeiten, wie das Sammeln von Daten über heimische Arten oder durch Unterstützung lokaler Naturschutzgruppen einen direkten Beitrag zum Artenschutz leisten.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de