Die Einfahrphase - ein Erfahrungsbericht
Die Einlaufphase ist, obwohl man natürlich viel Geduld aufbringen muss, eine doch sehr spannende und aufregende Sache. Schlie??lich erlebt man sie ja nur ???einmal???. In der Zeit habe ich unglaublich viel darüber gelernt, wie das ??kosystem Aquarium funktioniert.
Ich erzähle hier, wie sich mein Becken in der Einlaufphase entwickelt hat. Mein grö??ter Freund in dieser Zeit war mein ???Chemiebaukasten???, das JBL Testlab mit dem ich ca. alle 2 Tage die Wasserwerte gemessen und in eine Tabelle eingetragen habe. Wichtig für die Zeit des Einfahrens ist zu schauen, wie sich die Werte des Ammonium, Nitrit und Nitrat entwickeln.
Wenn man regelmä??ig misst, kann man sehr schön erst einen Ammonium ??? und später dann einen Nitritpeak feststellen. Nach dem Abflauen des Nitritpeaks darf man dann allmählich die ersten Fische einsetzen, dazu später mehr.
Zunächst gibt es natürlich noch ein paar Sachen zu beobachten, die sich in dieser Zeit im Aquarium verändern. Natürlich erfreut man sich zunächst an den schönen vielen Pflanzen und deren Wachstum, aber schon nach kurzer Zeit hatte ich ungewollt die ersten Lebewesen im Aquarium: Schnecken! Ich war zunächst etwas geschockt, ich hatte sie mir wohl über die Pflanzen eingeschleppt. Aber gerade die Schnecken haben mir in der Einlaufphase gute Dienste geleistet. Da wären zum Beispiel Tothölzer (z.B. Wurzeln, bei mir waren es Bambusstangen) im Becken, die nach einiger Zeit anfingen zu ???schimmeln???. Es ist natürlich kein Schimmel, eher ein weisser Bakterienrasen. Das ist aber vollkommen normal und nichts Schlimmes. Und wer hat das weisse Zeug dann mit Vorliebe verspeist? Richtig, die Schnecken. Au??erdem sind sie ein guter Indikator, ob die Wasserwerte ok sind. Wenn schon die Schnecken eingehen, dann kann ja was nicht stimmen. Aber bei mir haben sie sich eifrig vermehrt. Der langsam aufkommende Mulm und die Algen (Kieselalgen auf glatten Flächen sowie Fadenalgen auf stark umströmten Pflanzen) taten ihr übriges und boten genug Nahrung für die Wirbellosen.
Aber selbst trotz der Schnecken war das Aquarium nach einiger Zeit doch stark vermulmt, selbiger lagerte sich auf Pflanzen und Steinen an. Eigentlich kein schöner Anblick, aber der Mulm ist ja enorm wichtig für das Aquarium, da in ihm viele gute Bakterien hausen, und von denen hatte ich noch zuwenig. Mittlerweile hatte ich den Ammoniumpeak schon hinter mir, das Nitrit war auch schon dabei langsam weniger zu werden. Wieso hatten die Schnecken eigentlich den Nitritpeak überlebt? Der soll doch so gefährlich sein. Ich recherchierte im WWW und fand heraus, dass Wirbellose im Gegensatz zu den Fischen kein Hämoglobin besitzen, mit dem sich übermä??iges Nitrit bindet und somit die Atemwege verstopft und zum Erstickungstod führt. Aha! Also wurde ich mutig und kaufte noch ein paar Wirbellose: Amano-Garnelen. Das bi??chen Restnitrit (0, 2 sinkend) war für sie kein Problem (für Fische wäre es schon ein Problem gewesen) und sie machten sich fleissig daran, sämtliche verdreckten Flächen abzuweiden. Innerhalb weniger Tage (ich hab sie am Anfang gar nicht gefüttert) war das Becken komplett geputzt und der ganze Mulm auf Steinen und Pflanzen war weg. Auch die Algen wurden weniger.
??brigens habe ich in der ca 3-wöchigen Einlaufphase keine Wasserwechsel gemacht, erst nachdem die Wasserwerte top waren kurz vorm Einsatz der ersten Fische. Der Wasserwechsel in der Einlaufphase ist ja heftig umstritten. Die einen sagen, man kann ruhig das Wasser wechseln, um schonmal das Eimerschleppen und Absaugen zu üben. Au??erdem sind die Bakterien ja ans Substrat gebunden, man entfernt sie also beim Wasserwechsel nicht. Aber man entfernt ja beim WW Schadstoffe aus dem Wasser und entzieht somit den Bakterien einen Teil ihrer Nahrung. Insofern entschied ich mich gegen den Wasserwechsel.
Nach also ca. 3 Wochen war auch das Nitrit beim niedrigsten Messwert und ich begann mit dem Fischbesatz. Damit war die Einlaufphase beendet.