Artentafel - Nimbochromis polystigma
Lebensraum
Nimbochromis polystigma lebt bevorzugt in den seichten und schlammigen Regionen des Flachwassers bis hin in die seichte ??bergangszone, welche unmittelbar solchen Buchten vorgelagert ist. Solche seichten Zonen sind oftmals von grossen Valisnerienfeldern durchzogen. Die Brutarenen der territorialen Männchen sind aber ausschliesslich in der ??bergangszone zu finden.
Wassertiefe der Polystigma-Habitate
Die Habitate des Polystigma liegen im seichten Wasser entlang der vielen Buchten in 2 bis 15 Meter Tiefe. Die Laichplätze in der ??bergangszone befinden sich aber in der Regel in ca. 15 Meter Tiefe.
Ernährung
Der Polystigma ist ein Fischfresser (carnivore) und wird grundsätzlich zu den Lauerjägern gezählt. Die leberfarbenen Flecken dieser Art wirken sehr anziehend auf andere Fische, was auch der Grund ist, dass viele Angler möglichst entsprechend gefärbte Köder benützen. Da sich aber trotz der reizenden Farbe kein junger Fisch so unvorsichtig dem Räuber nähern würde, hat Nimbochromis polystigma (ähnlich wie N. venustus und N. livingstonii) eine ganz spezielle Jagdtechnik für sich entdeckt:
Der Räuber lässt sich auf das schlammige Sediment fallen und bleibt regungslos darauf stehen (im Gegensatz zu N. livingstonii, welcher sich hinlegt ). Das Tier kann einige Minuten völlig regungslos in dieser Position verharren, bevor es weiterzieht. Befinden sich kleine Fische in Reichweite des ???totspielenden??? Jägers, werden diese durch einen heftigen seitlichen Stoss mit dem Kopf erbeutet.
Die Art hat aber auch noch eine sehr effiziente Treibjagd-Technik entwickelt: In Rudeln von 20 bis 50 Tieren durchkreuzen die Polystigmas wie eine Meute hungriger Wölfe deren Biotop, kesseln jeden kleinen Fisch ein, welcher ihnen begegnet und verschlingen solche gierig. In der Regel haben solche Opfer keine Chance, der Einkesselung zu entkommen. Eine ganz ähnliche Jagdtechnik wurde bereits bei dem als sehr intelligent geltenden grossen Tümmler (Delphin) beobachtet.
Besonderheiten
Von der einheimischen Bevölkerung am Malawi-See werden die Arten N. venustus, N. livingstonii und N. polystigma KALIGONOS genannt, was ???Schläfer??? bedeutet. Dieser Name bezieht sich auf die bemerkenswerte Jagdtechnik, welche bereits unter dem Punkt ???Ernährung??? beschrieben wurde.
Wichtig: Die Art wird von der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources) als nicht gefährdet eingestuft.
Verhalten
Der Polystigma ist, wie die meisten Räuber, grundsätzlich eher ein nicht-territorialer Einzelgänger, welcher sich aber gerne zu kurzfristigen Jagdverbunden zusammenschliesst (20 bis 50 Tiere), um im Rudel Jagd auf kleine Cichliden zu machen. Ebenfalls während der Laichzeit finden sich die sonst eher einsamen Räuber zu grösseren Brutkolonien in der ??bergangszone zusammen.
Die paarungswilligen Männchen bauen grosse, aber flache Laichkrater, welche immer an einen grossen Stein oder an einen Fels gelehnt sind.
Während der Brutzeit jagen und fressen die territorialen Männchen nicht, um sich voll und ganz der sehr aggressiven Revierverteidigung gegenüber Artgenossen zu widmen. Trägt ein Polystigma-Bock seine Brutfarbe, wird das sonst sehr bestimmt auftretende Tier gegenüber anderen Arten eher zurückhaltend und schreckhaft.
Populationen
Nimbochromis polystigma ist seeweit verbreitet und nicht sonderlich standortstreu. Es konnten sich entsprechend dem Bewegungsmuster keine unterschiedlichen Standort-Varianten entwickeln.
Haltung im Aquarium
Für die Haltung im Aquarium sollte ein möglichst geräumiges Becken mit sehr viel Schwimmraum zur Verfügung gestellt werden, welches dann als lockere ??bergangszone, mit duchaus auch offenen Sandflächen, gestaltet werden sollte.
Verschiedene Stein- und Felsformationen mit Spalten und Höhlen können den unterlegenen Individuen Zufluchtsstätten bieten. Ganz wichtig ist auch, dass das Becken über verschiedene Sichtbarrieren verfügt. Ebenfalls würden Sichtschutz-Elemente im Sinne von Valisnerien-Wälder dem natürlichen Bild des seichteren Habitats entsprechen.
Nimbochromis polystigma kann in Becken ab 800 Litern gehalten werden, sofern eine Mindestkantenlänge von 200 cm sichergestellt wird. Es ist sehr empfehlenswert, aufgrund der gehobenen innerartlichen Aggressivität, diese Art immer nur in grösseren Harems (1m/mind. 3-4w) zu pflegen. Ebenfalls sollte auf keinen Fall auf Beibesatz verzichtet werden. Die Vergesellschaftung mit anderen Arten führt dazu, dass die Aufmerksamkeit des dominanten Bockes etwas von den eigenen Weibchen abgelenkt wird.
Vergesellschaftung
Vergesellschaftet werden sollte grundsätzlich nur mit robusten grossen Arten, oder aber mit anderen Räubern werden. Werden zu kleine Arten dazu gesetzt, werden diese schnell als Futter enden.
Mögliche robuste Arten:
>> Chilotilapia-Arten
>> Copadichromis-Arten
>> Cyrtocara-Arten
>> Fossochromis-Arten
>> Protomelas-Arten
>> Taeniochromis-Arten
Räuber:
>> Aristochromis-Arten
>> Buccochromis-Arten
>> Champsochromis-Arten
>> Dimidiochromis-Arten
>> Exochochromis-Arten
>> Tyrannochromis-Arten
WICHTIG: eine Vergesellschaftung mit anderen Nimbochromis-Arten birgt das Risiko von Kreuzungen und somit der Hybridisierung!
Beckenbeleuchtung
In den natürlichen Habitaten von N. polystigma werden die Spektralfarben BLAU, GR??N, GELB und sogar noch ORANGE stark reflektiert. Die Absorption von ORANGE beginnt erst in einer Tiefe von 10 Metern. ROT wird ab ca. 5 Metern total absorbiert und ist demenstprechend in den oberen Bereichen der Polystigma-Habitate immer noch vorhanden
Optimal wäre also ein Lichtspektrum mit dominanten GELB- und ORANGE-, sowie etwas abgeschwächten GR??N- und BLAU-Anteilen. Ein reduzierter ROT-Peak wäre bei der Wahl der Leuchtmittel empfehlenswert.
Für eine naturnahe Beleuchtung eines Polystigma-Beckens würden sich folgende Leuchtmittel (siehe auch BLOG "Lichtverhältnisse im Wasser / Malawisee") empfehlen:
>> SERA Daylight brilliant
>> Dennerle Trocal Color Plus
>> HAGEN Aqua GLO
>> HAGEN Power GLO
>> JBL ULTRA Solar Nature
Herzlichen Dank für die lobenden und vor allem bestätigenden Zeilen!
Und ja, ist scho ziemlich viel mehr Aufwand als ich mir vorab vorgestellt habe - auch wenn mir die vielen unveröffentlichten wissenschaftlichen Skipts, welche ich direkt von einem Bekannten am Malawi-See zur Verfügung gestellt bekam, wirklich helfen, bleibt doch noch das Studium vieler Bücher und Web-Informationen, welche ich dann gepaart mit eigenen Erfahrungen zusammenfassen muss.
Aber es macht auch wirklich Freude und bei jeder Tafel lerne ich auch immer mal wieder ein Detail dazu :-)
lG Silvan
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