Leitungswasser / vergiftete Fische / FeO2 + Chlor
Guten Morgen miteinander
Aus aktuellem Anlass möchte ich die Gelegenheit nutzen, hier ein paar Informationen über Probleme mit westeuropäischem Leitungswasser zu geben.
Unser Sascha78 hat kürzlich festgestellt, dass sich seine Tiere plötzlich sehr apathisch verhielten, sich zurückzogen oder auch ander Wasserobefläche hängten. Ebenfalls war feststellbar, dass die Tiere zunehmend die Nahrungsaufnahme verweigerten. Die Farben der Tiere verblassten!
Die ersten Reaktionen von EB-Kollegen sowie von mir waren Rückfragen bezüglich den Wasserwerten, welche als Optimal bezeichnet werden konnten. Allerdings wurden bis dato nur die in der Praxis gebräuchlichsten Werte erfasst:
- pH
- KH
- GH
- NO2
- NO3
- Temperatur
Mein Verdacht hat sich nun leider auch bestätigt! Unsere Wasserwerke haben unglaublich strenge Auflagen, was die Aufbereitung und die zu liefernde Qualität des Leitungswassers betrifft. Somit kann im Regelfall ausgeschlossen werden, dass Probleme mit dem Trinkwasser ihren Ursprung in den Wasserwerken haben. Viel mehr, und das kommt leider sehr häufig vor, hat sich auch im aktuellen Fall folgendes Szenario bestätigt:
Immer wieder kommt es vor, dass unsere zum Teil sehr alten Wasserleitungen (unterirdische Rohre) bersten und Teilstücke ersetzt werden müssen. Die Rohre respektive entsprechende Verbindungselemente rosten im Laufe der Jahre und werden undicht. Bei den Reparaturarbeiten lösen sich dann oft die Rostpartikel und bleiben in den Rohren liegen, von wo Sie dann ins Trinkwasser gelangen.
Rost ist reines Eisendioxid (FeO2) - für Menschen bis in hohe Konzentrationen unschädlich, für Fische aber schon in geringen Mengen tödlich!
Die Stadtwerke haben unserem Sascha78 meine Vermutung leider bestätigen müssen. Für seinen Besatz kam jede Hilfe zu spät :-(
Tipp:
Wasser ist das Lebenselement unserer Pfleglinge. Wenn sich unsere Tiere offensichtlich unwohl fühlen hat das fast immer eine Zusammenhang mit dem Element, in welchem sie leben. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass sehr oft FeO2 oder auch Chlor die Ursache für Vergiftungserscheinungen sind. Ich empfehle deshalb, zu den Standard-Tests immer auch Chlor- und FeO2-Testmöglichkeiten zuhause zu haben.
Im Notfall sollten auch immer Möglichkeiten bestehen, über sichere Wasser-Ressourcen zu verfügen. Zum Beispiel eine grosse Regentonne mit Ersatzwasser. Vielen ist dies vermutlich nicht möglich, weshalb eventuell Ersatzwasser über Eure Händler oder Züchter des Vertrauens beschafft werden könnte. In diesem Fall wäre es sicher sinnvoll, wenn entsprechen "kleine" Quarantänebecken vorhanden wären, welche mit dem Ersatzwasser befüllt und die Tiere notfallmässig umgesetzt werden könnten.
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Korrektur / Ergänzung:
Ich muss mich hier ein wenig korrigieren:
Chemisch gesehen setzt sich Rost allgemein aus Eisen(II)-oxid, Eisen(III)-oxid und Kristallwasser zusammen (Quelle: Wikipedia). Die Giftigkeit für Algen und Fische ist weniger der Rost als solches, sondern vielmehr das Endprodukt, welches aus der Oxidation des Eisens mit Chlor oder Wasserstoffperoxyd resultiert (Quelle: Schweizrisches Trinkwasserinspektorat) .
Chlor-, Hypochlorit- und Sauerstoff abspaltende Chemikalien sind starke Oxidationsmittel und wirken in konzentrierter Lösung als Bleichmittel. Sie zeigen zudem eine algizide Wirkung (töten Algen) und sind sehr giftig für Fische und andere Wasserorganismen
wie Daphnien (Wasserflöhe) und Insektenlarven, die den Fischen als Nahrungsquelle dienen.
Also, Rost (Fe(II)-Oxid / Fe(III)-Oxid) ist an sich unschädlich. Leidiglich durch die Oxidation von Eisen (Fe) mit den Aufbereitungsmitteln, welche im Trinkwasser verwendet werden, kann ein für Algen und Fische giftiges Umfeld entstehen.
Die akkute Toxizität von Chlor resp. Wasserstoffperoxyd in Verbindung mit Fe (Eisen) ist der Tabelle (Bild) des schweizerischen Trinkwasserinspektorats zu entnehmen.
So, ich habe gelernt, geschrieben und fertig :-)
lG Silvan