Wabenschilderwelse: Ist die artgerechte Haltung machbar?
Der Wabenschilderwels, auch bekannt als Glyptoperichthys gibbiceps, Pterygoplichthys pardalis oder Hypostomus plecostomus, ist ein faszinierender Fisch, der oft in Aquarienläden zu finden ist. Viele Aquarianer sind von seiner ungewöhnlichen Erscheinung und seinem Verhalten beeindruckt. Doch obwohl dieser Fisch weit verbreitet ist, stellt sich die Frage, ob es wirklich möglich ist, einen Wabenschilderwels artgerecht in einem Aquarium zu halten. In diesem Artikel werden wir die Herausforderungen und die Bedürfnisse dieses Fisches detailliert untersuchen, um herauszufinden, warum es nahezu unmöglich ist, ihn in einem häuslichen Aquarium angemessen zu pflegen.
Natürlicher Lebensraum und Verhalten
Der Wabenschilderwels stammt ursprünglich aus den Flüssen und Seen Südamerikas, insbesondere aus dem Amazonasbecken. In seiner natürlichen Umgebung lebt er in klaren, sauerstoffreichen Gewässern mit einem reichen Nahrungsangebot und viel Platz zum Schwimmen. Diese Fische können in freier Wildbahn eine Länge von bis zu 50 cm erreichen, obwohl sie in Gefangenschaft oft etwas kleiner bleiben.
In der Wildnis sind Wabenschilderwelse nachtaktive Tiere, die den Großteil des Tages versteckt in Höhlen oder unter Felsen verbringen. Nachts kommen sie heraus, um nach Nahrung zu suchen. Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus Algen, Pflanzenmaterial und Detritus, was sie zu nützlichen "Reinigern" in ihrem natürlichen Habitat macht.
Platzbedarf und Aquariumgröße
Einer der größten Faktoren, der die artgerechte Haltung eines Wabenschilderwelses erschwert, ist sein Platzbedarf. Viele Aquarianer kaufen diese Fische, wenn sie noch jung und relativ klein sind, und unterschätzen dabei ihr Wachstumspotenzial. Ein erwachsener Wabenschilderwels benötigt ein großes Aquarium mit mindestens 1200 Litern Volumen, um ausreichend Schwimmraum und territoriale Freiheit zu haben. Die meisten Heimaquarien sind jedoch viel kleiner und bieten nicht den nötigen Platz, was zu Stress und gesundheitlichen Problemen für den Fisch führen kann.
Wasserqualität und -bedingungen
Die Wasserbedingungen sind ein weiterer kritischer Aspekt bei der Haltung von Wabenschilderwelsen. Diese Fische benötigen sehr sauberes, sauerstoffreiches Wasser mit einer stabilen Temperatur zwischen 24 und 30 Grad Celsius. Die Wasserhärte und der pH-Wert sollten ebenfalls innerhalb spezifischer Bereiche liegen (pH 6,5-7,5; Wasserhärte bis zu 15° dGH), um den Fisch gesund zu halten.
In kleineren Aquarien ist es schwierig, diese Bedingungen konstant zu halten, da Schwankungen in der Wasserqualität schneller auftreten können. Regelmäßige Wasserwechsel und ein leistungsstarker Filter sind unerlässlich, um die Wasserparameter stabil zu halten. Dennoch ist es eine Herausforderung, den hohen Sauerstoffbedarf und die empfindliche Natur des Wabenschilderwelses langfristig zu gewährleisten.
Ernährungsbedürfnisse
Wabenschilderwelse sind Allesfresser, die eine abwechslungsreiche Ernährung benötigen. In Gefangenschaft ist es wichtig, ihnen eine Mischung aus pflanzlicher und tierischer Kost zu bieten. Algen, Gemüse (wie Zucchini und Spinat) und spezielle Welsfuttertabletten sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Auch proteinreiche Nahrung, wie gefrorene oder lebende Würmer, ist notwendig, um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten.
Viele Aquarianer versäumen es, die Ernährungsbedürfnisse ihrer Wabenschilderwelse zu erfüllen, was zu Mangelerscheinungen und Gesundheitsproblemen führen kann. Die Fütterung muss sorgfältig überwacht werden, um sicherzustellen, dass der Fisch alle notwendigen Nährstoffe erhält.
Sozialverhalten und Vergesellschaftung
Wabenschilderwelse sind territorial und können aggressiv gegenüber Artgenossen und anderen Bodenbewohnern sein, besonders wenn der Platz begrenzt ist. In einem zu kleinen Aquarium können sie andere Fische stressen oder verletzen. Die Vergesellschaftung mit anderen Fischarten sollte daher sorgfältig geplant und überwacht werden.
In ihrer natürlichen Umgebung haben diese Fische genügend Raum, um territoriale Konflikte zu vermeiden, was in einem Heimaquarium oft nicht möglich ist. Eine falsche Vergesellschaftung kann zu Stress und Kämpfen führen, was die Gesundheit des Wabenschilderwelses und seiner Mitbewohner beeinträchtigen kann.
Langlebigkeit und Pflegeaufwand
Wabenschilderwelse können bei guter Pflege über 20 Jahre alt werden. Dies bedeutet, dass die Entscheidung, einen solchen Fisch zu halten, eine langfristige Verpflichtung ist. Der Pflegeaufwand ist hoch, da neben der Sicherstellung der richtigen Wasserqualität und Ernährung auch regelmäßige Gesundheitschecks und gegebenenfalls tierärztliche Versorgung notwendig sind.
Viele Aquarianer sind sich der Langlebigkeit und des Pflegeaufwands nicht bewusst und geben die Fische auf, wenn sie merken, wie anspruchsvoll die Haltung ist. Dies führt zu einer hohen Abgabequote in Tierheimen oder Zoohandlungen, was für die Fische stressig und oft gesundheitsschädlich ist.
Fazit: Die artgerechte Haltung eines Wabenschilderwelses im Aquarium ist eine enorme Herausforderung, die viele Aquarianer unterschätzen. Der große Platzbedarf, die spezifischen Wasserbedingungen, die anspruchsvolle Ernährung und das territoriale Verhalten machen es nahezu unmöglich, diesen Fisch in einem typischen Heimaquarium angemessen zu pflegen. Nur sehr erfahrene Aquarianer mit viel Platz und der Bereitschaft, erheblichen Pflegeaufwand zu betreiben, können diesen faszinierenden Fisch artgerecht halten.
Für die meisten Aquarianer ist es daher ratsam, auf den Kauf eines Wabenschilderwelses zu verzichten und stattdessen kleinere, weniger anspruchsvolle Fischarten zu wählen, die besser für das Heimaquarium geeignet sind. Auf diese Weise können sowohl die Fische als auch ihre Halter ein stressfreieres und gesünderes Leben führen.