Tiere in der Schule von Cichliden-Kabuff
Hurra, es kreucht und fleucht mit pädagogischen Mehrwert!
Tiere in der Schule
Früher hat man es noch öfter gesehen, meist waren es die Grundschulen, die über ein Schulaquarium oder 2-3 Terrarien im Biologieraum verfügten, denn schon damals wusste man, welche Vorteile Tiere an der Schule eröffnen.
Heute gibt es noch vereinzelt die alten Präparationen von einheimischen Tieren, die auf den Fachraumschränken oder hinter Vitrinen ihr Dasein, meist eingestaubt und dem Milbenfraß unterlegen, ableisten. Dabei lassen sich durch die Haltung von Schultieren nicht nur fachliche, sondern auch soziale Kompetenzen hervorragend schulen.
So kann auch ein kleines, platzsparendes und kostengünstigere Aquarium Schüler Verantwortung übernehmen lassen, indem sie selbiges sauber erhalten und die darin befindlichen Lebewesen nicht nur füttern, sondern pflegen. Sie beobachten positive, aber auch negative Veränderungen in dem geschaffenen Habitat und lernen flexibel darauf zu reagieren. Gerade letzteres stärk das Selbstvertrauen, welches gerade heute und vor allem im späteren Berufsleben so sehr von Bedeutung ist.
Viele Kinder wachsen gerade in Großstädten ohne eigene Haustiere auf und können so innerhalb des Lernortes Kontakte zu Tieren knüpfen. Meist sind die gewählten Schultiere nicht Hund und Katze, sondern kleinere Exoten, die im familiären Rahmen nicht auf der Top 3 Liste stehen. Vielleicht sehen sie zunächst merkwürdig aus, haben viele Beine oder eine besondere Lebensweise und erscheinen gar unheimlich. Das ist super, denn so lernen Heranwachsende vorurteilsfreie Akzeptanz und erweitern ihren mentalen Horizont. Neben Aspekten der Arterhaltung, des Tierschutzes, Naturschutzes und diverser Hygienevorschriften, also dem Einhalten von Regeln und Normen, lernen Schülern sich über einen längeren Zeitraum kontinuierlich auf eine Sache zu konzentrieren, gelerntes Wissen anzuwenden und dieses weiterzuentwickeln- und dies mit einer enormen Menge Spaß und fast spielerisch nebenbei.
Ein besonderes Plus stellt dabei eine dazugehörige Arbeitsgemeinschaft dar. Oft ist diese klassenübergreifend und Sammelpunkt für die unterschiedlichesten Schüler, die sonst nie aufeinandertreffen würden, obwohl sie alle etwas geminsam haben: Die Begeisterung fürs Tier. Schnell werden diese Menschlein dann durch das gemeinsame Arbeiten zu einem kleinen, eingespielten Team, welches wirklich etwas schaffen kann. In regelmäßigen Abständen (täglich-wöchentlich) werden die gemeinsamen Lieblinge gepflegt, dokumentiert, vielleicht sogar verpaart oder schon die ersten Nachzuchten großgezogen und sich als Gruppe über den Erfolg gefreut. Und gerade dies ist das schöne daran, jeder darf dabei sein und findet sein Plätzchen (Integration): Der vorherige Spinnenphobiker erklärt dann den Netzbau am lebenden Objekt, jemand mit LRS fotografiert lieber für die Schulhomepage, als dass er lange Texte verfasst oder er schreibt auf einmal gern, weil er jetzt ein tolles Thema gefunden hat, Statuskinder werden einbezogen und ein festes Mitglied mit eigenen wichtigen zu übernehmenden Aufgaben.
Ein weiterer Aspekt ist die Atmosphäre, die Schultiere in ein pädagogisches Gebäude bringen. Oft wird an dieser Stelle der Hund ins Gespräch gebracht. Diese helfen oft, Situationen aufzulockern und helfen bei Erziehungsfragen, nicht zu vergessen ihr Einsatz als Schulbegleiter für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. In Altersheimen konnte das Einführen von Tiertagen, an denen der ortseigene Bauer mit Hasen, Hühnern und Entlein vorbeischaut, aufzeigen, wie wichtig der Umgang mit Tieren, auch das Erfühlen und Beobachten dieser, für die kognitiven und seelischen Fähigkeiten ist. Warum dann also nicht schon ganz zu Beginn eines Menschenlebens damit anfangen und dies auch noch mit Mehrwert für alle Beteiligten?
Bleiben wir bei der Vivaristik!
Ein gut gepflegtes Aquarium wirkt zweierlei: beruhigend und motivieren, denn hat man erstmal den Fokus auf selbiges gelegt, beginnt man zu beobachten, dies konzentriert und bestenfalls hinterfragt man Gesehenes. Aber auch das bloße Umherschwimmen oder Krabbeln der Bewohner entschleunigt während eines Schulltages ungemein. Hyperaktive Kinder lernen so herunterzufahren, denn sie lernen schnell, dass sie im ruhigeren Zustand erstens mehr zu sehen bekommen und zweitens nur durch dieses Verhalten die wirklich tollen Aktionen der Pfleglinge nachvollziehen können.
Aber auch die Terrarientiere können schon kleine Schüler begeistern. So betrachten diese langbekannte Schnecken auf einmal mit ganz anderen Augen, wissen, das Insekten immer 6 Beinchen haben müssen und wenn doch mehr dran sind, es wohl etwas anderes sein muss und wollen dies herausfinden. Hat der Beinträger erst einmal einen Namen und ist täglich zu pflegen, ist er auch gar nicht mehr so beängstigend.
Gerade in der Vivaristik liegt das Hauptaugenmerk auf der Verbindung Habitat- Bewohnern-Pflege. Halter bekommen durch ihr Kümmern unweigerlich Einblicke und Kenntnisse in Tierarten, Tierverhalten, Anatomie, Gewässerbiologie, Symbiosen, Pathologie, Ökosysteme und deren Aufbau und Nutzen, Erhaltungszuchten, sowie Nahrungsketten.
Alles Thematiken, die auch im Unterricht, allen voran der Naturwissenschaften, behandelt werden. Somit stellen die Zootiere auch einen facherübergreifenden Aspekt dar. Mittlerweile gibt es viele Interneteinträge, die sich mit Tieren an der Schule beschäftigen und auch Einsatzmöglichkeiten benennen.
Ob die Physiologie einer Tierart, die Adhäsionskräfte eines Frosches im Physikunterricht oder Wegstrecken einer Kakerlake im Matheunterricht den Schwerpunkt einer Stunde stellen- eins bleibt allen gemein- die Schüler lernen mit Freude sich ein Stück Welt zu erschließen!