Hohlräume in Pflanzenstängeln – Ein versteckter Lebensraum
In der Pflanzenwelt verbergen sich oft faszinierende Strukturen, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind: Hohlräume in Pflanzenstängeln sind solche besonderen Merkmale, die nicht nur für die Pflanzen selbst, sondern auch für zahlreiche Insektenarten von großer Bedeutung sind.
Diese unscheinbaren Hohlräume bieten Schutz und Rückzugsorte für verschiedene Lebewesen, während sie gleichzeitig im Winter einen attraktiven Anblick bieten. Wenn Raureif die starren Stängel ziert oder die Sonne deren filigrane Struktur betont, verwandeln sie sich in lebendige Elemente, die den Garten und den Teich mit natürlicher Schönheit bereichern.
Warum Pflanzen hohle Stängel bilden
Viele Pflanzen entwickeln Hohlräume in ihren Stängeln als Teil ihrer natürlichen Struktur, typische Beispiele hierfür sind Bambus, Schilf und Gräser wie das Lampenputzergras. Diese Pflanzen nutzen die Hohlräume, um das Gewicht zu reduzieren und die Stabilität zu erhöhen – ein Vorteil, der besonders bei hohen, dünnen Gewächsen wichtig ist, um dem Wind standzuhalten.
Bei manchen Pflanzen, wie zum Beispiel Brombeeren oder Flieder, sind die Stängel anfangs mit weichem Pflanzenmark gefüllt. Erst durch die Aktivität von Insekten oder den natürlichen Abbauprozess wird dieses Mark nach und nach entfernt, sodass sich Hohlräume bilden, die dann vielfältig nutzbar sind.
Hohlräume als Lebensraum – eine wertvolle Rückzugsmöglichkeit
Insekten wie Wildbienen, Marienkäfer, Ohrwürmer und Florfliegen finden in hohlstängeligen Pflanzen Schutz und nutzen sie auf unterschiedliche Weise:
Wildbienen
Diese nützlichen Bestäuber legen ihre Eier bevorzugt in bereits ausgehöhlten Stängeln ab. Nachdem das Ei gelegt wurde, wird der Eingang meist mit Lehm verschlossen, um die Brut zu schützen. Der schmale Raum und der geschützte Zugang bieten eine sichere Umgebung für die Entwicklung der Larven.
Marienkäfer und Florfliegen
Beide Arten suchen im Winter nach geschützten Orten, um die kalten Monate zu überstehen. Hohlstängel bieten ihnen ideale Bedingungen, da sie vor Kälte und Räubern geschützt sind.
Ohrwürmer
Diese Insekten nutzen hohle Stängel oft, um sich tagsüber zu verstecken und nachts auf die Jagd nach Blattläusen und anderen kleinen Schädlingen zu gehen. Sie tragen damit zur natürlichen Schädlingsbekämpfung im Garten bei.
Pflege und Schnitt – Der richtige Zeitpunkt
Damit hohlstängelige Pflanzen als Rückzugsort für Tiere dienen können, sollten ihre Stängel im Herbst und Winter nicht zurückgeschnitten werden. Vor allem Insekten, die in diesen Hohlräumen überwintern, sind auf den ungestörten Lebensraum angewiesen. Werden die Stängel zu früh abgeschnitten, geht der Lebensraum verloren und die Insekten finden keine geschützte Umgebung für die kalte Jahreszeit.
Ein Rückschnitt sollte daher erst im späten Frühjahr erfolgen, wenn sich die Temperaturen dauerhaft erwärmt haben und die Insekten ihre Winterquartiere verlassen haben.
Hohlstängelige Pflanzen für Garten und Teich
- Bambus: Dieser ist ein echter Hingucker und schafft sowohl im Sommer als auch im Winter eine exotische Atmosphäre. Bambus wächst schnell, bildet dichte Bestände und sorgt damit für grüne Akzente auch in kälteren Monaten.
- Schilf (Phragmites australis): Ideal für Teichränder und Feuchtgebiete, zieht Schilf den Blick auf sich. Im Winter verleihen seine stabilen Stängel dem Garten eine natürliche Eleganz und bieten Schutz für viele kleine Tiere.
- Flieder (Syringa vulgaris): Während Flieder im Frühling für seine duftenden Blüten bekannt ist, stellt er im Winter durch seine dicken, verholzten Stängel ein beliebtes Rückzugsgebiet für Insekten dar, die das ausgeholte Mark nutzen.
- Brombeeren (Rubus fruticosus): Diese stacheligen Sträucher, die auch in naturnahen Gärten häufig zu finden sind, bieten vielen Insektenarten einen Unterschlupf und werden durch den Aufbau von Hohlräumen besonders für Wildbienen interessant.
- Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides): Dieses Ziergras ist durch seine wuscheligen Blütenstände attraktiv und bildet stabile Stängel, die Insekten über den Winter als Versteck dienen können.
Verwendung in Insektenhotels
Viele dieser Pflanzen eignen sich auch hervorragend für den Einsatz in Insektenhotels, da sie den Tieren geschützte Brutstätten bieten. Bei der Konstruktion eines Insektenhotels können diese Pflanzenstängel einfach in die Struktur integriert werden, indem sie aufrecht in einem Rahmen platziert oder in kleine Abschnitte geschnitten und in die Hotelmodule gesteckt werden. Die Hohlräume dienen als ideale Nistplätze für Wildbienen und andere Insekten, die ihre Eier in den Stängeln ablegen.
Fazit: Naturschutz und Winterästhetik im Einklang
Hohlstängelige Pflanzen sind nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch ästhetisch ansprechend. Mit dem richtigen Umgang – wie dem Belassen der Stängel im Winter – können Gärten und Teichlandschaften dazu beitragen, den Lebensraum für viele Insektenarten zu sichern. Gleichzeitig entsteht ein wunderschönes Bild, das dem Garten auch in den tristen Wintermonaten Lebendigkeit verleiht.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de