Einen Brunnen im Garten selber bohren: So gelingt der Zugang zum eigenen Wasser
Ein eigener Gartenbrunnen kann nicht nur die Wasserkosten erheblich senken, sondern bietet auch die Möglichkeit, umweltbewusst und nachhaltig zu handeln. Ob für die Bewässerung von Pflanzen, das Befüllen eines Pools oder als Wasserquelle für den Haushalt – ein Brunnen im Garten ist vielseitig nutzbar. Doch wie lässt sich ein solcher Brunnen selbst bohren, was ist dabei zu beachten, und welche rechtlichen Voraussetzungen müssen erfüllt sein? In diesem Artikel zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie einen Brunnen in Ihrem Garten selbst bohren können, welche Ausrüstung Sie benötigen und wie Sie typische Fehler vermeiden.
Rechtliche Voraussetzungen prüfen
Bevor Sie mit dem Bohren beginnen, sollten Sie sich über die rechtlichen Rahmenbedingungen in Ihrer Region informieren.
Genehmigungspflichten
In Deutschland unterliegt die Nutzung von Grundwasser strengen Regeln. In den meisten Bundesländern ist das Bohren eines Brunnens genehmigungspflichtig. Wenden Sie sich daher an das zuständige Wasserwirtschaftsamt oder die Untere Wasserbehörde, um eine Erlaubnis einzuholen. Oft sind auch Eintragungen ins Grundbuch notwendig.
Einschränkungen beachten
In Wasserschutzgebieten oder Naturschutzgebieten können zusätzliche Einschränkungen gelten. Dort ist das Bohren eines Brunnens oft gar nicht oder nur unter strengen Auflagen erlaubt. Informieren Sie sich rechtzeitig, um mögliche Bußgelder zu vermeiden.
Voraussetzungen im Garten prüfen
Nicht jeder Garten ist für das Bohren eines Brunnens geeignet. Es kommt vor allem auf den Untergrund und die Grundwasserverhältnisse an.
Bodenbeschaffenheit analysieren
- Sandiger Boden: Leicht zu bohren, ideal für Hobbybrunnenbauer.
- Lehmiger Boden: Erfordert mehr Aufwand, da der Boden dichter ist.
- Felsiger Boden: Sehr schwierig bis unmöglich selbst zu bearbeiten.
Ein Bodengutachten oder ein Gespräch mit lokalen Brunnenbauern kann Aufschluss über die Gegebenheiten vor Ort geben.
Grundwasserspiegel bestimmen
Der Abstand zwischen der Erdoberfläche und dem Grundwasserspiegel ist entscheidend. Liegt das Grundwasser zu tief (z. B. mehr als 7 Meter), benötigen Sie eine leistungsstarke Tiefbrunnenpumpe, was die Kosten und den Arbeitsaufwand erhöht.
Die richtige Ausrüstung besorgen
Um einen Brunnen selbst zu bohren, benötigen Sie die richtige Ausrüstung. Je nach Methode kann diese variieren.
Basis-Werkzeuge
- Handerdbohrer: Für flache Brunnen in sandigem Boden geeignet.
- Brunnenbohrer: Eine verbesserte Variante des Handerdbohrers mit größerer Bohrtiefe.
- Rammbrunnen-Set: Besteht aus einem Schlagwerkzeug und Filterrohren.
Zusätzliche Hilfsmittel
- Wasserpumpe: Zum Testen der Förderleistung und späteren Betrieb.
- Spülpumpe: Unterstützt bei der Spülbohrung, indem sie Wasser und Schlamm nach oben fördert.
- Leitern, Schaufeln und Spaten: Für Vorbereitungsarbeiten und das Freilegen des Bohrbereichs.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Einen Brunnen bohren
Schritt 1: Standort auswählen
Wählen Sie einen Standort, der gut zugänglich ist und sich nicht in der Nähe von Abwasserleitungen oder Klärgruben befindet. Ein Mindestabstand von 10 Metern zu solchen Einrichtungen ist ratsam.
Schritt 2: Bohrloch anlegen
- Beginnen Sie mit einem Handerdbohrer, um die oberste Erdschicht zu entfernen.
- Vergrößern Sie das Loch schrittweise, bis Sie auf die Grundwasserschicht stoßen. Achten Sie darauf, dass das Bohrloch senkrecht bleibt, um spätere Probleme zu vermeiden.
Schritt 3: Filterrohr einsetzen
Wenn Sie die Grundwasserschicht erreicht haben, setzen Sie ein Filterrohr in das Bohrloch ein. Dieses Rohr sorgt dafür, dass Sand und andere Verunreinigungen nicht in das Wasser gelangen.
Schritt 4: Brunnen ausbauen
- Füllen Sie den Raum um das Filterrohr mit Filterkies, um die Stabilität zu erhöhen und eine bessere Wasserfilterung zu gewährleisten.
- Verschließen Sie die Oberfläche mit einem Brunnenkopf, um Verschmutzungen zu vermeiden.
Schritt 5: Wasser fördern
Installieren Sie eine geeignete Pumpe (z. B. eine Saugpumpe für flache Brunnen oder eine Tiefbrunnenpumpe für tieferes Wasser). Testen Sie die Förderleistung und stellen Sie sicher, dass das Wasser sauber und klar ist.
Kosten und Zeitaufwand
Ein selbst gebohrter Brunnen ist deutlich günstiger als ein professionell angelegter Brunnen. Die Kosten hängen von der verwendeten Methode und der Tiefe des Brunnens ab.
- Materialkosten: 200–500 € für Werkzeuge und Zubehör.
- Zeitaufwand: Je nach Bodenbeschaffenheit und Erfahrung benötigen Sie ein bis zwei Tage.
Pflege und Wartung des Brunnens
Ein Brunnen erfordert regelmäßige Pflege, um langfristig funktionsfähig zu bleiben.
- Reinigung: Entfernen Sie regelmäßig Sand und Schlamm aus dem Filterrohr.
- Pumpenkontrolle: Überprüfen Sie die Pumpe auf Schäden oder Verschleiß.
- Wasserqualität: Lassen Sie das Wasser gelegentlich testen, insbesondere wenn es für den Haushalt verwendet wird.
Fazit
Einen Brunnen im Garten selbst zu bohren, ist ein spannendes und lohnenswertes Projekt, das sowohl die Umwelt als auch den Geldbeutel schont. Mit der richtigen Vorbereitung, der passenden Ausrüstung und einem klaren Plan können Sie den Traum vom eigenen Wasserzugang realisieren. Achten Sie jedoch darauf, alle rechtlichen Vorgaben einzuhalten und den Brunnen regelmäßig zu warten, um langfristig Freude an Ihrer neuen Wasserquelle zu haben.
Ein eigener Gartenbrunnen bedeutet Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit – probieren Sie es aus und genießen Sie die Vorteile!