Die Community mit 19.493 Usern, die 9.154 Aquarien, 35 Teiche und 63 Terrarien mit 167.278 Bildern und 2.576 Videos vorstellen!
Neu
Login
Wir werden unterstützt von:
20.08.2012 von Torsten Bullmahn

Das leise sterben im Malawisee

Wasserpflanzen ersticken alles Leben in Afrikas drittgrö??tem Gewässer

In Ostafrika bahnt sich eine Naturkatastrophe an. Das Leben in weiten Teilen des riesigen Malawi-Sees droht durch Sauerstoffmangel zu ersticken. Ursache ist eine Pflanze, die Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes). Rund 500 Fischarten, die meisten davon endemisch, sind in ihrem Bestand bereits stark gefährdet.

Der Malawi-See ist mit 30.800 Quadratkilometer Fläche etwa so gro?? wie Belgien und der drittgrö??te Sü??wassersee Afrikas. Das 550 Kilometer lange und bis zu 80 Kilometer breite Gewässer liegt zwischen den steilen Wänden des Njassagrabens, einem Teil des ostafrikanischen Grabensystems. Der See ist bis zu 700 Meter tief.

Die mit den Lilien verwandte Wasserhyazinthe wurde irgendwann in den See eingeschleppt. Durch ihre starke vegetative Vermehrung ist sie zu einem gefürchteten Unkraut geworden. Die auf dem Wasser treibende Pflanze hält das Sonnenlicht ab und verhindert damit das Wachstum von Plankton, einer wichtigen Nahrungsquelle der Fische. Der Malawi-See ist unter anderem die Heimat der Buntbarsche (Cichliden), beliebten Aquarienfischen, die hier ihre grö??te Artenvielfalt entwickelt haben. Gefährdet sind aber auch Welse, Aale und Nilhechte. Die Wasserhyazinthe absorbiert zudem auch riesige Mengen von Stickstoff und Phosphor. Die verrottenden Pflanzenmassen reduzieren den Gehalt an Sauerstoff im Wasser und schädigen alle Lebensformen im Malawi-See.

Die Fischerei, Haupterwerbsquelle der See-Anrainer, ist kaum noch möglich, besonders im flachen Süden des Sees. Dort befindet sich der grö??te Artenreichtum an Fischen, dort liegen auch die bedeutendsten Laichplätze. In dieser Region ist der Teppich aus Wasserhyazinthen bereits so dicht, das die Boote Schwierigkeiten haben, hindurchzufahren. Zudem beginnt der See, gerade in seinem ökologisch wichtigsten Teile, zu verschlammen. Die riesigen Pflanzenmengen in seinem Süden bremsen die Strömung, die Wasser in den Shire-Fluss ableitet, der in den Zambesi mündet.

Die Regierung von Malawi versucht, mit natürlichen Mitteln die Wasserpest zu bekämpfen. Ihre Waffe ist der so genannte Wasserhyazinthen-Käfer. Er stammt aus Südafrika und wird nun am See gezüchtet. Die Insekten fressen die Blätter der Hyazinthen. Ihre Larven ernähren sich von den Blüten. Patrick Maseko Phiri, der Leiter des Käfer-Programms: "Das ist derzeit die einzige Methode, die einigerma??en Erfolg verspricht. Doch es ist ein langsamer Prozess." Die Bevölkerung wurde aufgefordert, so viel wie möglich der Wasserhyazinthen einzusammeln und zu verbrennen. Versuche, mit chemischen Waffen der Pest Herr zu werden, sind in doppelter Hinsicht gescheitert. Sie erwiesen sich als wenig effektiv und als zu teuer.

Welche Folgen es haben kann, wenn Pflanzen oder Tiere in ein für sie neues ??kosystem eindringen, zeigt sich einige hundert Kilometer weiter nördlich vom Malawi-See: In den 50er-Jahren hatten britische Kolonialbeamte den riesigen Nilbarsch im Viktoria-See ausgesetzt. Im grö??ten Tropensee der Erde gab es damals nur zahlreiche Buntbarsch-

arten, aber keine gro??en Raubfische. Die bis zu hundert Kilogramm schweren Nilbarsche machten sich über die kleinen Verwandten her. Da sie dort selber keine natürlichen Feinde vorfanden, vermehrten sich die Nilbarsche explosionsartig. Der Buntbarsch-Bestand des Viktoria-Sees brach in wenigen Jahrzehnten zusammen. Schon 1988 wurde die gesamte natürliche Fischfauna des Sees auf die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere gesetzt. Bis 1992 waren bereits mehr als 60 Prozent der Cichliden ausgerottet. Mittlerweile ist die ökologische Struktur des Viktoria-Sees zerstört. Den Hunger lösen seitdem die Nilbarsche auf Raubfischart. Durch Kannibalismus.

Quelle: http://www.welt.de/print-wams/article613168/Das-leise-Sterben-im-Malawi-See.html

LG Torsten

Titel: Das leise sterben im Malawisee (Artikel 4561)

Das könnte dich ebenfalls interessieren:

MALAWI Pflanzentafel - Ceratophyllum demersum
08.11.2010 Der Schweizer

MALAWI Pflanzentafel - Ceratophyllum demersum

Ceratophyllum demersum Ceratophyllum demersum, oder zu deutsch Hornkraut ist ebenfalls eine weit verbreitete Pflanze, welche in Europa, Nordamerika, im nödlichen Asien und auch in Afrika gefunden wird. Ebenfalls gehört das Hornkraut zu den wenigen Pflanzenarten, welche im Malawisee leben. Diese Pflanze hat keine eigentlichen Wurzeln und

MALAWI Pflanzentafel - Valisneria gigantea
12.11.2010 Der Schweizer

MALAWI Pflanzentafel - Valisneria gigantea

Valisneria gigantea Die Valisneria gigantea kommt fast rund um den Globus vor. Sie ist in Nord- und Mittelamerika, in Ost- und Südostasien, sowie Ozeanien und Afrika nachgewiesen. Ja, selbst im Malawisee ist diese langblättrige Pflanze heimisch. Vor allem in ruhigen sedimentreichen Buchten im Malawisee wachsen riesige Valisnerien-Felder, welche

Im Fokus: Mbunas aus dem Malawisee
04.08.2023 Tom

Im Fokus: Mbunas aus dem Malawisee

Mbunas sind eine Gruppe von Cichliden, die im Malawisee in Ostafrika beheimatet sind. Sie werden aufgrund ihrer vielfältigen Farben, Muster und ihres interessanten Verhaltens oft in Aquarien gehalten. Hier sind einige Gründe, warum die Felscichliden so beliebt sind:Farbenpracht: Mbunas zeichnen sich durch ihre lebendigen Farben und Muster aus, die

Maulbrutpflege bei Buntbarschen aus dem Malawisee: Ein faszinierendes Verhalten
17.07.2023 Tom

Maulbrutpflege bei Buntbarschen aus dem Malawisee: Ein faszinierendes Verhalten

Die Maulbrutpflege ist ein erstaunliches Verhalten, das bei vielen Buntbarscharten aus dem Malawisee beobachtet werden kann. Bei dieser einzigartigen Form der Brutpflege nimmt das Weibchen die befruchteten Eier in den Mund und kümmert sich um den Schutz und die Pflege der Brut. In diesem Artikel werden wir genauer auf die Maulbrutpflege bei Buntbarschen

Wirtschaftliche Bedeutung des Malawisees
02.03.2023 Tom

Wirtschaftliche Bedeutung des Malawisees

Der Malawisee, der drittgrößte See Afrikas, ist nicht nur ein wichtiger Ökosystem für die lokale Tierwelt und die Menschen, die in der Umgebung leben, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Länder, die ihn umgeben, insbesondere für Malawi.Malawi, ein kleines Land im südlichen Afrika, das fast vollständig von Mosambik, Sambia

Was macht ein Malawiaquarium besonders?
04.08.2023 Tom

Was macht ein Malawiaquarium besonders?

Ein Malawiaquarium ist ein spezialisiertes Süßwasseraquarium, das darauf abzielt, eine Umgebung zu schaffen, die den Bedürfnissen und Merkmalen der Fische aus dem Malawisee in Ostafrika entspricht. Der Malawisee ist bekannt für seine Vielfalt an farbenfrohen Buntbarschen (Cichliden), die in diesem Gewässer heimisch sind. Ein Malawiaquarium zeichnet