Aquarium Außer Konkurrenz - Der Malawisee
Beschreibung des Aquariums
Seit Tagen juckt es mich schon, ob ich dieses riesige Aquarium hier vorstelle. Habe mich nun entschlossen, es zu tun als Anregung für die Malawizüchter dieser Welt, sich über Einrichtung und Besatz einmal Gedanken zu machen. Und anderen einfach eine Freude mit ein paar Bildern vom See zu machen.
Ich hielt Mitte der 70er Jahre meine ersten Malawis, und dachte mir damals, da muss ich irgendwann mal hin und mir das genauer anschauen und habe mir 40 Jahre später, 2017, diesen Traum erfüllt. War gut 2 Wochen im Lake Malawi National Park in einer kleinen Hütte am 5 km langen Sandstrand in Chembe am Cape Maclear, habe mir ein Kanu besorgt und paddelnd und schnorchelnd die Unterwasserwelt um die Inseln Domwe, Mumbo, Thumbi West, Otter Point und Zimbabwe Rocks erkundet. Davon ein paar Bilder und Eindrücke. Wenn man das mal live gesehen hat, wird man das sein Leben lang nicht mehr vergessen.
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und noch eine Anmerkung: Volumen = 8400 km3, = 8400000000000 Liter oder 8, 4 Billiarden Liter
Dekoration
Am Strand von Chembe und kleineren Buchten eher grober Sand bis feiner Kies aus verwittertem Granit. Anstehender Fels und Blockmeere in den Riffzonen. Sand-Fels in den gemischten Zonen.
Auf den Sandflächen große, zusammenhängende Valisnerienfelder, vereinzelt Hornkraut. In Buchten auf den Inseln vereinzelt kleine Schilfzonen. Im Felslitoral keine Pflanzen.
Das Felslitoral
Mit Ausnahme der etwa 5 km langen, sandigen Bucht von Chembe und kleineren, geschützen Buchten besteht die ganze Küstenlinie der Nankhumba-Halbinsel und der zum Nationalpark gehörigen Inseln aus anstehenden Felsen und rundlichen Blöcken unterschiedlichster Größe. Form und Größe werden von der Gesteinsart bestimmt. Überwiegend treten helle, grobkörnige Granite auf, hier finden sich zum Teil hausgroße Blöcke, selten deutlich kleiner als 1 m (besonders eindrucksvoll auf Mumbo und am Otter Point zu beobachten).
Aus feinkörnigen Gesteinen entstehen insbesondere in einigen Bereichen von Thumbi West kleinere Gerölle von m Größe sowie stark zerklüftete Unterwasserlandschaften aus festem Fels. An vielen Stellen geht die Felszone schon in wenigen m Tiefe, insbesondere im Bereich der großen Blöcke ohne ausgeprägte Übergangszone in eine flach abfallende Sandzone über.
An einigen Stellen brechen, entfernt von einem Ufer, kleine Felsriffe durch die Wasseroberfläche, z.B. die Zimbawe Rocks (westlich der NW Spitze Domwes), Fundort von Othopharynx lithobates sulphur head und zwischen Thumbi West und Chembe die Mitande Rocks mit einer unglaublichen Artenvielfalt.
Aquarien-Technik
Maximal
Keine. Einige Frischwasserzuflüsse im Norden. Ausreichend Volumen um stabile Wasserverhältnisse zu gewährleisten. Ein Abfluss im Süden (Shire River)
Der Mwera, ein kraftiger Wind aus Südost, der zu Beginn der Trockenzeit (Juni-August) für bis zu 4m hohe Wellen eine Durchmischung und Sauerstoffanreicherung der oberen Wasserschichten sorgt.
Z.T. kräftige Strömungen, die Plantonschwärme über den See verteilen, welche Nahrungsgrundlage für die Utaka, küstennahe (vermeintliche) Freiwasserbewohner, die den Großteil des Fischfangs ausmachen. Tatsächlich stehen die Utaka (Überwiegend Copadichromis) über teifliegenden Riffen und Felsfomationen.
Z.T. kräftige, oszillierende Wasserbewegungen in den Felslithoralen durch Wellenschlag bis in 5m Tiefe.
Besatz
geschätzt 800 - 1000 Arten endemischer Maulbrüter. Ev. noch zahlreiche weitere Arten in für Taucher nicht zugänglichen Bereichen unter 50 m.
Eine nicht-maulbrütende Tilapia-Art. Dazu wenige Weißfische, z.B. Labeo cylindricus, Welse (Bagrus, Synodontis), Stachelaale (Mastacembalus), die blaue Malawikrabbe (Potamonautes)
Alleine im Nationalpark kommen laut Konings etwa 300 Arten vor.
Wasserwerte
Der Malawisee ist ein 'Weichwasser-See' !!!
pH - Wert 7, 8 - 8, 5
Leitfähigkeit ca 250 µS
GH 4-6° dH
KH 7-9°dH
Natrium 20 mg/l
Magnesium 8 mg/l
Calcium 18 mg/l
Mangan < 0, 01 mg/l
Eisen < 0, 01 mg/l
Ammonium 0, 04 mg/l
Chlorid 6 mg/l
Sulfat 1 mg/l
Nitirit < 0, 01 mg/l
Nitrat < 0, 5 mg/l
Hydrogencarbonat 150 mg/l
Wassertemperatur 23 - 26 °
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Unterhalb 100-150 m anaerobe Zone ohne höheres Leben. Normalerweise keine Durchmischung von Oberflächen- und Tiefenwasser (= meromiktiascher See).
Zu Zeiten des Mwera, wenn die Oberflächentemperatur des Sees auf 20° sinkt, kann es zum Auftstieg von sauerstofffreiem Tiefenwasser und massiven Fischsterben kommen.
Futter
Die meisten Mbuna sind Aufwuchsfresser: überwiegend pflanzlich mit darin enthaltenen Kleinstlebewesen
Insekten- / Planktonfresser in Sand- und Ãœbergangszonen, Freiwasser
Fischfresser
Spezialisierte Schuppen- und Flossenfresser
Sonstiges
Ein paar Infos zum See und Nationalpark
Der See? Der Malawisee, oder auch Njassasee, wie Livingstone ihn nannte, ist mit einer Ausdehnung von 29600 km2, einer Länge von knapp 570-600 km und einer maximalen Breite von 75-80 km nach europäischen Maßstäben eher ein Meer: Der Bodensee passt flächenmäßig fast 60 mal hinein. Auch seine Tiefe ist mit 700 m im Nordteil beeindruckend, der Wasserspiegel liegt zurzeit bei 474 m über n.N.
Der Malawisee liegt, wie auch der Tanganyikasee, im ostafrikanischen Grabenbruchsystem, einer geologischen Schwächezone, die sich von hier aus über das Rote Meer bis nach Europa in den Rheingraben hineinzieht und aus der – Aquarianer, versorgt euch schnell mit Wildfängen – in einigen 10er Millionen Jahre ein neuer Ozean entstehen könnte. Man vermutet, dass seine Entwicklung vor etwa 8, 6 Millionen Jahren (MJ) begann, er ein erstes Tiefwasserstadium vor 4, 5 MJ erreichte und in der Zeit von 1, 6 – 1 MJ fast völlig austrocknete (Delvaux, 1995). Vor 0, 8 MJ begann mit einem weiteren Tiefwasserstadium (Ivory et al., 2016) eine Entwicklung, die aus einem, aus einem Fluss eingewanderten, Tilapinen (Astatoreochromis alluaudi, Joice et al., 2011) die heutige Artenfülle an Chichliden entstehen ließ.
Noch spannender wird das Ganze, wenn man berücksichtigt, dass der See in der Folgezeit durch tektonische Erdbewegungen und Klimaänderungen wiederholt Wasserspiegelschwankungen von mehreren 100 m unterlag. Auch in jüngerer Zeit (zw. 1150 und 1250 sowie zw. 1500 und 1850) lag der Wasserstand bis zu 120 m unter dem heutigen Niveau (Owen et al., 1990). So berichten Spreinat und Müller (2002) von einem versunkenen Baum in 7 m Tiefe vor Lupingu, wohl einem Relikt aus der ausklingenden, letzten Tiefwasserperiode.
Bezogen auf den heutigen Seespiegel gehen in vielen Küstenabschnitten die von Mbunas besiedelten Felszonen schon in geringen Tiefen von 5-50 m in weite Sandflächen über, sodass entsprechende Wasserstandsänderungen zu dramatischen Verlusten von Lebensräumen und deren Neubesiedelung geführt haben müssen. Diese Erkenntnis führt zu der Annahme dass die Entwicklung zumindest eines Teils der Arten und Standortvarianten felsenbewohnender Cichliden – vor allem im flachen Südteil des Sees - in Zeiträumen von wenigen 100 Jahren stattgefunden hat. Kaum vorstellbar! Wie viele Arten müssen in der Vergangenheit wohl bei solchen Ereignissen entstanden und wieder verschwunden sein? Wie haben Mbuna bei der Neubesiedelung des Felslitorals bei steigendem Wasserstand weite Sandflächen überwunden, wo heute schon ein 100 m breiter Sandstreifen zwischen zwei Felszonen unterschiedliche Standortvarianten einer Art oder gar unterschiedliche Arten hat entstehen lässt? Wie kann es sein, dass dieselbe Art, eng lokalisiert, sowohl auf der West- wie auf der Oststeite des Sees vorkommt?
Im Kleinen ist dieser Vorgang an einem auf einer weiten Sandfläche versunkenen Ponton vor XXX zu beeobachten (Spreinat und Müller, 2002), der innerhalb kürzester Zeit u.a. von unterschiedlichen Mbuna, Copadichromis und Aulonocara besiedelt wurde.
Mit geschätzten 1000 Arten - und möglicherweise noch vielen weiteren unentdeckten in für Gerätetaucher schwierig erreichbaren Tiefen unterhalb 50 m - lebt fast die Hälfte aller bekannten Cichlidenarten endemisch im Malawisee. Diese Artenfülle und die Rasanz der Artentstehung machen den See zu einem Hotspot der Evolutionsforschung und Quell zahlreicher interessanter Buntbarsche fürs Aquarium.
Man kann nur hoffen, dass der See und seine Bewohner in ihrer heutigen Form erhalten bleiben und nicht durch Überfischung, das Aussetzen von Fremdfaunen (man denke nur an den Victoriasee), Klimawandel und Umwelteinflüsse (2014 kam es im Norden Malawis nach heftigen Regenfällen zu Überschwemmungen in einer Uranmine und einem Fischsterben) negativ beeinflusst werden.
Im Bewusstsein der Bedeutung des Sees und seiner Bewohner wurde 1980 der …
Lake Malawi National Park (LMNP)
… eingerichtet und seit 1984 auf der Liste des UNESCO-Weltnaturerbe geführt. Er liegt im Südteil des Sees und umfasst mit einer Fläche von 90 km2 den nördlichen Teil der Nankhumba-Halbinsel. Geschützt sind große Teile des bewaldeten Berglandes der Halbinsel sowie Ihrer Küstenlinie und der vorgelagerter Inseln. Dazu gehören u.a. im Westen Maleri, Mumbo, Domwe, Thumbi West und Otter Point, östlich der Halbinsel Boadzulu und Thumbi East. Alles klangvolle Namen, von denen dem interessierten ‚Malawianer‘ sicherlich einige bekannt vorkommen.
Im LMNP findet man einige wichtige Lebensräume für Chichliden: das Felslitoral, kleine, geschützte Buchten, die Fels-Sand-Zone bis hin zu ausgedehnten Sandflächen, z.T. mit großen Vallisnerienfeldern. Im ufernahen Freiwasser findet man die typischen Vertreter der Utaka-Gruppe (Copadichromis), das uferferne Freiwasser habe ich mal Usipa, der Seesardelle, und den Fischern überlassen. In ihm kommen etwa 300 Cichlidenarten vor (Konings, 2015). Zugleich dient er als Laichplatz für zahlreiche Utakas und entlässt große Jungfischschwärme in den See.
Mitten im Nationalpark liegt an einem 5 km langen Sandstrand der Fischerort Chembe (die Region um diesen Ort wird auch als Cape Maclear bezeichnet)
Chembe und der weiter südlich gelegene Ort Masaka sind in den Nationalpark integriert. Monkey Bay auf der anderen Seite der Halbinsel liegt größtenteils außerhalb des Nationalparks. Die Bewohner gehen mit Auflagen dem Fischfang nach (100 m Abstand zur Küste), betreiben etwas Landwirtschaft (überwiegend Mais) und nutzen die umliegenden Wälder zum Brennholz sammeln. Es gibt ein paar Geschäfte, Souvenirläden und Restaurants. 1875 wurde am Cape Maclear die erste Missionarsstation am See gerndet, die allerdings nur wenige Jahre später aufgegeben wurde, da 5 der 6 Missionare an Malaria verstarben und außer ein paar Fischern aus Chembe eh niemand da war, den man hätte bekehren können. Heute leben hier Menschen christlichen und islamischen Glaubens friedlich zusammen.
Infos zu den Updates
zahlreiche Unterwasservideos auf meinem youtube-channel
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