Blumentiere – faszinierende Nesseltiere mit pflanzenähnlichem Erscheinungsbild
Blumentiere (Anthozoa) gehören zum Stamm der Nesseltiere (Cnidaria) und umfassen rund 7.500 bekannte Arten, darunter Seeanemonen, Steinkorallen und Weichkorallen. Trotz ihres pflanzenähnlichen Aussehens handelt es sich um echte Tiere, die in ihrer Lebensweise und Körperstruktur an ein sessiles Dasein im Wasser angepasst sind. Sie leben überwiegend in marinen Lebensräumen und spielen eine zentrale Rolle in den Ökosystemen tropischer und subtropischer Meere.
Systematische Einordnung
Die Blumentiere bilden eine Klasse innerhalb der Nesseltiere und stehen in enger Verwandtschaft zu Quallen und Hydrozoen. Im Unterschied zu diesen Gruppen durchlaufen Blumentiere jedoch kein Medusenstadium. Ihr Lebenszyklus besteht ausschließlich aus der Polypenform.
Körperbau und Erscheinung
Typisch für Blumentiere ist der radiärsymmetrische Körperbau. Der Polyp besteht aus einem zylindrischen Körper mit einer zentralen Mundöffnung, die von Tentakeln umgeben ist. Diese Tentakel sind mit Nesselzellen ausgestattet, mit deren Hilfe Beutetiere gefangen und gelähmt werden können. Die äußere Erscheinung erinnert durch die tentakelbesetzten Ränder häufig an Blüten, was namensgebend für die Tiergruppe war.
Ein auffälliges Merkmal ist die große Formenvielfalt: Während Seeanemonen oft solitär leben, bilden viele Korallenarten große Kolonien und können durch Kalkabscheidung massive Riffe aufbauen. Einige Arten zeigen leuchtende Farben oder fluoreszieren unter UV-Licht, was zur visuellen Vielfalt in Korallenriffen beiträgt.
Lebensweise und Ernährung
Blumentiere leben meist festsitzend auf Hartsubstraten, seltener auch auf Sand oder in symbiotischer Bindung mit anderen Tieren. Die Nahrungsaufnahme erfolgt über das Einfangen kleiner Partikel oder Plankton mit den Tentakeln. Viele Korallenarten leben zusätzlich in Symbiose mit einzelligen Algen (Zooxanthellen), die mittels Photosynthese Nährstoffe produzieren und die Tiere mit Energie versorgen.
Fortpflanzung
Die Fortpflanzung erfolgt sowohl geschlechtlich als auch ungeschlechtlich. Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung geben männliche und weibliche Tiere ihre Gameten ins freie Wasser ab, wo die Befruchtung stattfindet. Die entstehende Larve (Planula) schwimmt frei, bis sie sich am Substrat niederlässt und zum neuen Polypen heranwächst. Ungeschlechtlich können sich Blumentiere durch Knospung oder Teilung vermehren, was bei vielen koloniebildenden Arten verbreitet ist.
Ökologische Bedeutung und Bedrohung durch den Klimawandel
Korallenriffe, die durch die Aktivität kalkbildender Blumentiere entstehen, gehören zu den artenreichsten Lebensräumen der Erde. Sie bieten unzähligen Meeresbewohnern Schutz und Nahrung und tragen wesentlich zur Stabilisierung von Küstenlinien bei. Gleichzeitig sind sie jedoch empfindlich gegenüber Umweltveränderungen wie Erwärmung, Versauerung und Verschmutzung der Meere.
Die Empfindlichkeit vieler Blumentiere gegenüber Umweltveränderungen macht sie besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels. Eine der gravierendsten Auswirkungen ist die Korallenbleiche, bei der die symbiotischen Algen durch Hitzestress abgestoßen werden. Dies führt zu einer Aufhellung der Korallen und im schlimmsten Fall zu ihrem Absterben.
Auch die Ozeanversauerung, verursacht durch steigende CO₂-Konzentrationen, beeinträchtigt die Fähigkeit kalkbildender Arten, stabile Skelette zu entwickeln. Überfischung, Küstenbau, Schadstoffeinträge und mechanische Zerstörung durch Anker oder Tourismus setzen Korallenriffen zusätzlich zu. Der Schutz dieser sensiblen Lebensräume gilt daher als vorrangiges Ziel im marinen Naturschutz.
Bedeutung und Schutz der Blumentiere
Blumentiere vereinen biologische Komplexität mit ökologischer Schlüsselstellung. Ihr sessiles Leben und ihre Symbiosen mit Algen ermöglichen die Besiedlung nährstoffarmer, klarer Meeresregionen, während ihre Kalkskelette zu geologischen Großstrukturen wie Korallenriffen beitragen. Als Lebensraum für tausende Meeresarten und als natürliche Küstenschützer sind sie von globaler Bedeutung. Ihr Erhalt ist eng mit dem Schutz des marinen Klimas und nachhaltiger Nutzung der Ozeane verbunden.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de