Außergewöhnliche Terraristik II: Zucht von Gromphadorhina portentosa
Madagaskar - Fauchschaben gehören zu den größten und schönsten Schabenarten. Ihre einfache Haltung und das gezeigte Sozialverhalten untereinander führen dazu, dass diese Insekten nicht mehr nur als Futtertiere für größere Reptilien und Amphibien gehalten werden, sondern auch als pflegeleichtes Haustier. Schon in den 90er Jahren gab es aus dem Zoo in London die Empfehlung, besser Fauchschaben für Kinder und Jugendliche, anstatt Kleinsäuger mit der Möglichkeit einer allergischen Reaktion, anzuschaffen. Sie verfügen auch nicht über einen Gefährdungsstatus und sind demnach in der Roten Liste der IUCN nicht erfasst.
Weil geteilte Freude auch doppelte Freude ist, muss man die Fauchschaben vermehren.
Während eines Fauchschabenlebens muss die Hülle der Tiere dem Wachstum angepasst werden. Deshalb passieren sie innerhalb von 6 Monaten 6 Stadien der Häutung. Diese ereignet sich immer wie ein kleines Event. Wenn eine Häutung ansteht, krabbeln die Schaben hoch auf ihre Äste oder an den Boxendeckel, streifen sich ihre aufgeplatzte Haut ab, vertilgen sie meistens noch vorort und erscheinen als sehr weiche und beige-weiße Tiere für einige Zeit im Becken. Der Chitinpanzer wird mit der vollständigen Aushärtung dann wieder dunkel.
Wenn es nun ans Züchten geht, muss zunächst sichergestellt sein, dass man über beide Geschlechter verfügt. Wir erinnern uns, die Männchen sind die mit dem großen Hornschild.
Adulte Männchen bilden Reviere an erhöhter Stelle, die nur durch ihre alleinige Männlichkeit bewohnt werden dürfen. Ein Harem aus Weibchen und derer Jungen sind jedoch gern gesehene Gäste. Sollte sich doch ein zweiter Herr der Schöpfung dorthin verlaufen, werden diesem mit erhobenem Hinterleib Drohgesten entgegengebracht. Sollte der Eindringling hiervon unbeeindruckt bleiben, wird ein Antennen-Fechtduell mit Schwenken des Hinterleibs ausgeübt. Die nächste Eskalationsstufe ist dann der Rammstoß gegen den Kontrahenten. Lässt dieser sich jedoch nicht vom Platz entfernen, müssen die kleinen, scharfen Mandibeln ausgepackt und zugebissen werden. Im Alter von 5 Monaten werden die Fauchis geschlechtsreif.
Allen Schaben gemein ist das Locken mit Duftstoffen des paarungsbereiten Weibchens. Hat das Männchen sie gewittert, krabbelt er auf ihren Rücken und verhakt sich mit seinen Genitalen an ihrer Geschlechtsöffnung. Wenige Minuten später haften dann beide Tiere nur noch mit den Hinterleibern zusammen und die Kopulation kann beginnen. Nach erfolgreicher Befruchtung reift im Weibchen die Oothek (Eipaket), ebenso bei den Mantodea, heran. Diese liegt nach einem Ausstoß aus dem Hinterleib in der Genitaltasche im Körper des Weibchens und aus ihr schlüpfen später krabbelnderweise die Jungen. Sie ist manchmal als hellbraune Aussackung erkennbar, wird wieder in den Körper gezogen und trennt Mutti und Kinder räumlich und auch biologisch. Nach zwei Monaten gelangen dann die Jungtiere durch das aufgeplatzte, hintere Ende der Oothek am Hinterleib der Mutter auf die Welt. Sie wiegen 25gr und sehen schon aus wie ihre adulten Mitbewohner. Manchmal gibt es jedoch Umstände, in denen große Probleme das Leben der Mutter bedrohen, sodass diese die gesamte Oothek aus ihrem Körper katapultiert. Die Jungen sind dann ungeschützt auf sich allein gestellt.
Das heißt, dass unsere Bewohner aus Madagaskar zu den lebendgebärenden Tieren und somit schon zu den Besonderheiten unter den Insekten gehören. Bei guter Pflege hat man dann drei Jahre das große Krabbeln um sich.
Da sie weder giftig, noch aggressiv sind, gut auch kleinere Haltungsfehler überleben, soziales Verhalten zu beobachten ist und die Geschlechter leicht und gut erkennbar sind, eignen sich diese Tiere vor allem für Einsteiger und Kinder in die Terraristik. Aufgrund ihres relativ kleinen Lebensraums, ist die Anschaffung von Fauchschaben auch in Einzimmerwohnungen möglich.
Bild: Zwei Schaben mit Nachwuchs:Eelek0, Gromphadorhina portentosa birth1, CC BY-SA 4.0
Bild: Viele kleine Schaben: Matt Reinbold, Gromphadorhina portentosa birth, CC BY-SA 2.0
Bild: Weiße Schabe: Boomur, White cockroach NJ, USA, CC BY-SA 3.0