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Aquarium meets Teich - Geht nicht, gibts nicht!

Aquarium meets Teich - Geht nicht, gibt's nicht!

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Vorwort

Aquarium meets Teich - klingt komisch, ist aber naheliegend. "Wie bitte?" wird mit Sicherheit jetzt die Mehrheit sagen, das ist ja wie "Äpfel mit Birnen vergleichen". Nein, ist es nicht und Ihr werdet auch gleich erfahren warum....

Projekt Teich

Läßt man sich als Interessent im Gartencenter oder Zoomarkt beraten, ist alles ganz einfach: "Loch in die Erde, Folie rein (oder besser gleich GFK-Fertigschale), Seerose, Fische und der obligatorische Springbrunnen, schon ist das Feierabendidyll komplett. Fragt dann der kritische Kunde ob es nicht vielleicht doch besser wäre einen Teichfilter anzuschließen, wird meist zu einem namhaften Plastikasten mit "gefühlten" 10 Kubikcentimetern sehr grobem Schaumstoff geraten, der natürlich eine "Klarwassergarantie" hat. Sollte das dann nicht genügen, betont der kompetente Verkäufer, so kann man das System Teich ja noch mit "Algo EX" und Co. unterstützen. ...Spätestens an dieser Stelle des Beartungsgesprächs sollte es wirklich jedem, der ein minimales aquaristisches Grundwissen hat dämmern: Das kann so nicht funktionieren! Richtig - und das soll es auch nicht! Wie sollten auch all die tollen Firmen der "Teichindustrie" ihre Wundertinkturen und Pülverchen verkaufen, mit denen sie Ihr Geld verdienen. Der Rubel rollt nur, wenn in möglichst labilen Teichen, mit zu kleinen Filtern möglichst viel Chemie und Fisch eingebracht wird. Heißt man also nicht Harry Potter und kann mit ein paar Zauberstabschwüngen sowie einem beherzten Sprüchlein diese Tatsachen aus der Welt schaffen, sollte man den gesunden Menschenverstand einsetzen und eine ganz einfache Parallele ziehen, nämlich die zwischen Aquarium und Teich. Anders ausgedrückt man wendet hergebrachtes Aquaristikwissen in Bezug auf Filtergröße/-technik und Wasserchemie auf das "Freilandaquarium" Teich an.

Es käme doch auch kein erfahrener Aquarianer der ganz bei Trost ist, auf die "glorreiche" Idee 10 ausgewachsene Karpfen in einen 300l-Tank zu stopfen, das Ganze ohne Wasserwechsel mit einer faustgroßen Schwammpatrone zufiltern, reichlich zu füttern und dann noch zu erwarten, dass das gut geht. Witzigerweise tut das aber fast jeder zweite Teichbesitzer! Der nette kompetent Verkäufer schaltet sei charmantes Lächeln ein und "PLING" wird die Logik beim Fischfreund ausgeschaltet. Der Verkäufer weiss ja von was er redet...

Platz ist in der kleinsten Hütte

Schöner Spruch! Er trifft auch bei Teichen zu. Geht nicht? Geht doch! Genau wie in der Aquaristik (...da ist sie wieder die Parallele...) ist es vom 1000 Liter Großbecken zum 10 Liter Nanocube, wie vom 30.000 Liter Koiteich zum 120 Liter Terassenteich. Auf die richtige Ausführung und den passenden Besatz kommt es an - das ist schon das ganze Geheimnis

Welcher Teich für mich?

Grundsätzlich unterscheidet man in Terrassen- oder Hochteich, Naturteiche, naturnahe Teiche und Fischteiche.

Wo kein Platz zur Verfügung steht oder nicht gegraben werden kann oder soll, kommen Hoch- oder Terrassenteiche in Frage. Hierbei werden abgedichtete Behälter (Fertigteich zum Aufstellen, Kunststoffbecken mit Verkleidung oder Produkte Marke Eigenbau) zum "Freiluft-Aquarium"/Miniteich (geht natürlich auch als Indoorteichversion). Sind Fische geplant, so können diese nur in den frostfreien Monaten hier gehältert werden. Eine ausreichende Filterung (z.B. mit einem AQ-Außenfilter oder einem Teichdruckfilter) sowie eine Sauerstoffversorgung sind kein "nice to have" sondern ein Muss. Wegen des geringen Wasservolumens, muss der Miniteich beschattet werden um Ãœberhitzung zu vermeiden. Ein wöchentlicher Teilwasserwechsel von 30% kann bei Fischhaltung nicht umgangen werden. Über einen Naturteichteich spricht man, wenn ein Gartenteich ohne jegliche Technik betrieben wird. Diese Teiche benötigen eine gewisse Größe und eine reiche emerse und submerse Bepflanzung um überhaupt ein biologisches Gleichgewicht herstellen zu können. Durch den Betrieb ohne Technik können nur sehr wenige kleine (z. B. Moderlieschen) oder gar keine Fische eingesetzt werden. Außerdem kann man den Teich nicht isoliert gestalten. Will sagen, dass Teichumfeld muss in die Gestaltung mit einbezogen werden, um möglichst viele Lebensräume zu schaffen. Der naturnahe Gartenteich bietet da wesentlich mehr Spielraum. Er ist dem Naturteich nahe verwand, wird jedoch mit Filter, Sauerstoffversorgung und Fischbesatz betrieben. Ein Teilwasserwechsel und das Absaugen des Mulms mittels Teichschlammsauger sollte 1-2 mal im Jahr erfolgen. Der reine Fischteich stellt eine Sonderform des Gartenteichs dar. Sieht man einmal von der von wirtschaftlichen / industriellen Fischzucht ab, so handelt es sich bei diesen Teichen meist um Koiteiche. Diese Haltung kann man durchaus als "Intensivfischhaltung" bezeichnen, denn die unter Wasser völlig kahlen und unbepflanzten Teiche werden mit enormem Technik- und Filteraufwand (z.B. Trommel- und Vliesfilter, Skimmer, UCV-Brenner, Ozonisator, Süßwasserabschäumer und mehrfach täglicher automatischer Rückspülung sowie weiterem technischen "Trallala") betrieben. Manche Filteranlagen haben fast etwas von der Intensivstation eines Krankenhauses, so viel Mess- und Regeltechnik wird verwendet. Letzlich muss jeder zukünftige Teichbesitzer selbst entscheiden welches Modell eines Teiches er betreiben möchte. Natürlich hängt die Wahl auch mit den ins Auge gefassten Pfleglingen zusammen. Wie der Teich abgedichtet ist ( Folie, GFK- oder Kunststoffschale, Beton, Lehmziegel usw.) spielt eigentlich nur eine zweitrangige Rolle. Lediglich bei der Verwendung von Folie, sollte darauf geachtet werden, dass nichts von der Folie über dem Wasserspiegel zu sehen ist. Erstens, weil es einfach unschön aussieht und zweitens weil die UV-Strahlung der Sonne, sowie das winterliche Eis der Folie stark zusetzt. Außerdem gilt, je dunkler die Teichfolie desto schneller heizt sich das Wasser in der Sonne auf. Allein die Verwendung von grüner ( ja, so etwas gibt es) statt schwarzer Teichfolie reduziert diesen Sachverhalt um ca. 50%. Gestalterisch und optisch läßt sich fast jeder Teichtraum im Kleinen wie im Großen umsetzen.

Filtertechnik und Wasserchemie

Wie bereits zu Beginn angerissen sind die meisten sogenannten Teichfilter im unteren und mittleren Preissegment ein "schlechter Witz". überträgt man aquaristisches Wissen in Bezug auf Filtermaterial und -volumen, sollte die Tendenz immer zum größeren Teichfilter ( mehr Filtervolumen und NICHT stärkere Pumpe!) gehen, selbst wenn vom Hersteller zehnmal beteuert wird, dass die mickerigen 6 Schwammpatronen für Teiche bis X tausend Litern ausreichend sind. Wenn man nicht gerade ein kleines Vermögen für den "superduper" Koiteichfilter ausgeben möchte, kommen zur Filterung meist Teichdruckfilter (für Teiche bis 2000 Liter), Mehrkammer-GFK-Filter und Riesel- bzw. Ablauffilter in Frage. Um eins klar zu stellen, die Firma mit dem "O..." baut keine schlechten Modelle in der Biosys-Variation aber das Preis-Leistungsverhältnis befindet sich leider jenseits jeglicher Erörterung. Sinnvoll ist als Filterergänzung immer ein UVC-Brenner (bitte bei Teichen über 500 Liter nicht unter 24 W - sonst kann man es gleich lassen!) er heizt Schwebalgen und Krankheitserregern ein und sorgt so für eine gesündere "Atmosphäre" im Teich.

Hast du den Durchblick?

Bei der Teichfilterung spielt die biologische Filterstufe die wichtigste Rolle! Aber da im Teich andere "Schmutzmengen" anfallen als im indoor betriebenen Aquarium, kommen weitere wichtige Aspekte hinzu. Hier ist zunächst die Grob- oder Vorfilterung zu nennen. Diese geschieht am einfachsten über ein Bogensieb oder über einen Vortex. Sie entlastet die biologische Filterung und sorgt für längere Filterstandzeiten, sprich größere Reinigungsintervalle des gesamten Filters. Der zweite wichtige Aspekt, ist die Fein- und Feinstfilterung, sie sorgt für die Notwendige Sichttiefe im Teich und geschieht über feine Filterschäume (sehr aufwendig in der Reinigung!) oder für "intelligente Faule" durch z. B. spezielle Kokosfasermatten wie bei den Filtern der Fa. Naturagart. Das hat den Vorteil, dass sie ohne viel Aufwand einfach (analog zur Filterwatte) ausgetauscht werden können und zu dem noch kompostiertbar also biologisch wertvoll sind. Was nützt der schönste Teich mit den interessantesten Pfleglingen, wenn man unter Wasser nichts erkennen kann - Fischsuppe gehört schließlich ins Restaurant und nicht in den Teich.

Nährstoffeintrag und Algensalat

Anders als im Aquarium welches ein geschlossenes System darstellt, unterliegt der Nährstoffeintrag und die daraus entstehende Problematik bei Nährstoffüberschuss, im Teich anderen Parametern. Klar, was vorne in den Fisch reinkommt, muss auch hinten wieder raus, also sollte man tunlichst nur zu hochwertigem Futter greifen und angemessen füttern (...auch wenn Goldi & Co. noch so süß betteln und glaubt mir, dass werden sie!) und sehen wir einmal von massiven Baufehlern ab, dann es gibt zwei große Komponenten die nicht beeinflussbar sind: Wind und Wetter! Es ist wirklich erstaunlich wie der Pollenflug ( dagegen hilft nur ein Skimmer!) im Frühjahr die Phosphatwerte nach oben treibt, ganz zu schweigen vom Niederschlagswasser, das nach einem Regenguß über das frisch gemulchte Staudenbeet oder den gepflegten Rasen in den Teich läuft. Einige Landstriche haben bedauernswerterweise erhöhte Phosphat und Nitratwerte im Leitungswasser, so dass einmal Wasserauffüllen nach einer Hitzeperiode ausreicht und "PLOFF" ist das Wasser grün oder die Fadenalgen sagen "Hallo". Ein kleiner Tip am Rande: Niemals Mutterboden, Pflanz- oder Blumenerde in den Teich einbringen! Verwendet immer spezielle Teich- oder Seerosenerde sonst ist das Ergebnis mehr als eine böse Überraschung.

Algen sind nicht nur schlecht

Algen sind unschön, das ist klar, aber in jedem noch so gepflegten Teich kommen ein paar wenige Algen vor. Das ist auch gut so! Sie dürfen nur nicht Überhand nehmen! Das würde langfristig dazu führen, das der Teich umkippt und sich in eine "lustig müffelnde Jauchegrube" verwandelt. Statt beim Anblick von grünem Wasser und Fadenalgen also panisch in den Zoomarkt zu rennen und gleich mit einem ganzen Korb von Antialgenmitteln (und einer sehr leeren Geldbörse!) wieder heim zu fahren, sollte man sich über ein paar Dinge klar werden. Teiche unterliegen im Wechsel der Jahreszeiten einem Gewässerkreislauf, in den es nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich einzugreifen gilt.

Eine Algenblüte im Frühjahr ist normal, denn die Algen springen in die Nische, der noch nicht aus dem Winterschlaf erwachten Wasserpflanzen. Wo sollen also all die Nährstoffe die sich im Winter angereichert haben hin? Fadenalgen sollten dann -so weit mgl.- abgefischt werden und Phospatbinder leisten gute Dienste. Sind die Wasserpflanzen wieder voll da, sind meist auch die Algen weg. Sollten sich im wenig bepflanzten Teich trotzdem Fadenalgen halten, kann man diese recht leicht mit z. B. Fadenalgenstop von Unique Koi loswerden. Das Mittel ist kein herkömmliches Algizid, sondern sorgt dafür das die Fadenalgen quasi an "Üerfütterung" sterben. Reine Algizide bekämpfen nur das Symtom Alge, aber nicht die Ursache. Stelle ich die Ursache (z.B. zu viel Sonne, zu wenig Unterwasserpflanzen, schlechte Filterung, Laubeintrag im Herbst, Überbesatz usw.) ab, wird auch der unschöne Algensalat verschwinden.

Besatz - Darf"s ein bisschen mehr sein?

Zu guter letzt ein paar Worte zum Besatz eines Teiches. Auch hier kommen wir nicht um den Vergleich Aquarium und Teich um hin. Der "Haben-wollen-Reflex" darf nicht die Logik ausser Kraft setzen! Ich weiss das ist schwer, besonders wenn man Fischfan ist! Auch wenn die kleinen Koi noch so niedlich wie U-Boote ihre Bahnen ziehen, sie werden sich garantiert NICHT der Teichgröße anpassen, so sehr der nette Verkäufer dass auch betreuert! Was ich damit sagen möchte: Die Teichgröße bestimmt den Besatz!!! Zieht man dabei die viel zitierte Regel 1 Liter Wasser pro 1 cm Fische zu Rate, könnte man einen 2m Hai in in einem Wasservolumen von 200 Litern halten, das ist natürlich ausgemachter Blödsinn. Im Aquarium wie im Teich gilt in Sachen Besatz - Weniger ist mehr! Die Vielzahl an Fischen die im Teich eine dauerhafte oder temporäre Heimat finden können ist groß. Hier zu gibt es umfangreiche Literatur, deshalb möchte ich hier nicht weiter darauf eingehen, geht einfach selbst auf Entdeckungstour - Ihr werdet überrascht sein!

Schlußwort

Zieht man nun einen Strich unter die gemachten Aussagen, dann sind Teiche als "Freiluftaquarien 2.0" eine tolle Sache, wenn sie mit etwas aquaristischen Verstand umgesetzt werden. Sie stellen eine schöne Erweiterung zur "Indoor"-Aquaristik dar.

Also wann startest Du Dein Projekt Teich?

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Blogartikel 'Blog 5050: Aquarium meets Teich - Geht nicht, gibt's nicht!' aus der Kategorie: "Mein Einrichtungsbeispiel" zuletzt bearbeitet am 12.08.2014 um 10:40 Uhr von Sambia

Sambia

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